Epidemie: Experimentelle Impfstoffe gegen Ebola

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Die Weltgesundheitsorganisation könnte einen neuen Wirkstoff freigeben. Der britische Pharmakonzern GSK will noch heuer mit klinischen Tests an Menschen beginnen.

Genf/Wien. Angesichts des beispiellosen Ausbruchs der Virenseuche Ebola in Westafrika diskutiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Einsatz experimenteller, also bisher nicht zugelassener Wirkstoffe gegen Ebola. Die WHO will heute, Dienstag, darüber Näheres bekannt geben.

Experten waren im Vorfeld der Ansicht, die höchste Gesundheitsorganisation der Welt dürfte den Einsatz von Mitteln gutheißen, die in US-Labors noch in einer frühen Entwicklungsphase sind. Medizin-Ethiker müssten einschätzen, wie die Ärzte in dieser Situation handeln sollten – das Risiko bei der Anwendung solcher experimentellen Stoffe sei nämlich extrem groß. Auch stelle sich in diesem Fall die Frage, wer die Wirkstoffe bekommen solle und wer nicht, da sie noch nicht im industriellen Maß ausreichend hergestellt werden.

Neben Biotechfirmen in den USA sowie Kanada arbeitet auch der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Ebola – und jetzt offenbar mit mehr Nachdruck als bisher: Der Konzern will noch heuer experimentelle Medikamente testen lassen, die „Phase-I-Prüfung“ könne im Herbst beginnen, heißt es.

Deutscher Student erkrankt?

Die Phase-I-Prüfung ist eine klinische Phase, bei der man den Wirkstoff an gesunden Freiwilligen testet. Voraussetzung dafür wiederum sind erfolgreiche Tests an Tieren – letztere zeigten bei einem neuen Impfstoff ermutigende Resultate. Indes ist unwahrscheinlich, dass ein Medikament noch heuer auf den Markt kommt, denn klinische Prüfungen eines Wirkstoffes dauern in der Regel sechs bis sieben Jahre.

Da die Sterberate bei Ebola zwischen 60 und 90Prozent liegt, wurden schon bei einigen wenigen Erkrankten experimentelle Seren eingesetzt, etwa bei zwei US-Bürgern und einem spanischen Priester; die Betroffenen sind weiter in Behandlung.

Laut WHO sind in Westafrika bereits 961 Menschen an Ebola gestorben. Es gibt mehr als 1800 Erkrankte. Seit Sonntag liegt ein deutscher Student in Ruanda auf einer Isolierstation wegen Ebola-Verdachts. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums klagte er nach einem Aufenthalt in Liberia über Fieber. Die Ärzte bestätigten, dass er Malaria hat; das Ebola-Testergebnis soll in Kürze vorliegen.

In Nigeria stieg die Zahl der Erkrankten von sieben auf zehn. Zwei der Erkrankten sind inzwischen gestorben. 77 Personen werden isoliert oder überwacht. (ama)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2014)

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