Thailand: Prozess gegen britischen Arbeitsrechtsaktivisten

Andy Hall spricht mit der Presse vor dem Gericht in Thailand.
Andy Hall spricht mit der Presse vor dem Gericht in Thailand.(c) Reuters (ATHIT PERAWONGMETHA)
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Üble Nachrede wird dem Briten Andy vorgeworfen. Er veröffentlichte einen Bericht über die Ausbeutung illegaler Arbeiter beim thailändischen Ernährungskonzern Natural Fruit.

In Thailand steht seit Dienstag der 34-jährige Brite Andy Hall vor Gericht, der einen Bericht über die Ausbeutung illegaler Arbeiter beim thailändischen Ernährungskonzern Natural Fruit veröffentlicht hat. Hall droht bei einer Verurteilung wegen übler Nachrede ein Jahr Gefängnis. Natural Fruit hat Hall zudem in einem Zivilverfahren auf eine Entschädigung von 10 Mio. Dollar (7,61 Mio. Euro) verklagt.

Natural Fruit ist ein wichtiger Lieferant von Säften für den europäischen Markt und der größte Hersteller von Ananassaft weltweit. Hall wirft dem Unternehmen vor, Arbeiter ohne Papiere aus Kambodscha, Birma und Laos auszunutzen, Kinder zu beschäftigen, in Menschenhandel verwickelt zu sein und die Arbeiter weit unter Mindestlohn zu bezahlen. Seinen Bericht verfasste er für die finnische Organisation Finnwatch.

Natural Fruit nur "Spitze des Eisbergs"

Hall sagte AFP vor Beginn des Prozesses, Thailand sei "abhängig" von illegaler Beschäftigung. Zehn bis 15 Prozent der Arbeiter im Land kämen aus anderen Staaten. Thailand habe "keine Einwanderungspolitik, keine vernünftige Politik, keine langfristige Politik". Die Ausbeutung der Arbeiter werde "schlimmer und chaotischer"; die Korruption im Land sei "systemimmanent". Niemand gehe dagegen vor. Die Lage bei Natural Fruit sei nur "die Spitze des Eisbergs".

Natural Fruit wies die Vorwürfe zu Beginn des Prozesses als unbegründet zurück. Der Bericht Halls "schadet mir und er schadet dem Unternehmen", sagte der Chef der Firma vor Gericht.

Pass abgenommen

Die thailändischen Behörden haben Hall seinen Pass abgenommen. Angeklagt ist er außerdem auf Grundlage des Gesetzes gegen Cyberkriminalität, das Verfahren soll ebenfalls noch in diesem Monat beginnen. Hier drohen dem Briten sieben Jahre Haft.

Anfang Juni hatte die britische Zeitung "Guardian" über einen Garnelen-Produzenten in Thailand berichtet, der mit Hilfe von Sklavenarbeit hergestelltes Fischmehl verfüttere. Das Unternehmen kaufe Fischmehl von Zulieferern, die Schiffe betreiben oder besitzen, auf denen die Besatzung unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften müsse. Große Supermarktketten in Europa, darunter Aldi Nord, hatten daraufhin eine Überprüfung ihrer Lieferanten angekündigt.

(APA/AFP)

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