Guinea: Ebola-Helfer bei Aufklärungskampagne ermordet

Symbolbild Ebolaaufklärung
Symbolbild EbolaaufklärungAPA/EPA/AHMED JALLANZO
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Bei Protesten gegen eine Ebola-Aufklärungskampagne wurden sieben örtliche Gesundheitsvertreter und Journalisten verschleppt und später tot aufgefunden.

In dem von Ebola betroffenen Südosten Guineas haben aufgebrachte Dorfbewohner Augenzeugen zufolge sechs Regierungsvertreter und Journalisten getötet. Die Delegation war in der Region um Womey unterwegs, um die Menschen über die Gefahren durch das Virus zu informieren. Die genauen Hintergründe der Tat waren zunächst unklar.

Die Dorfbewohner weigerten sich offenbar, den Behörden die Leichen der Delegation zu übergeben. Zudem werden drei Vertreter noch in dem Ort festgehalten, wie ein Augenzeuge berichtete. Zu der Gruppe gehörten ein örtlicher Gouverneur, mehrere Direktoren und Manager von Gesundheitszentren und Krankenhäusern sowie drei Journalisten.

Existenz der Seuche wird verleugnet

In vielen Teilen Westafrikas glaubt die Bevölkerung jedoch nach wie vor nicht an die Existenz der Seuche. Vor allem Ärzten und Gesundheitsbehörden stehen die Bürger skeptisch gegenüber, weil sie lieber auf traditionelle Heiler vertrauen.

In Guineas Nachbarland Sierra Leone begann am Freitag die dreitägige landesweite Ausgangssperre. Bis zum Sonntag sollen über 20.000 Gesundheitsarbeiter von Haus zu Haus gehen, um die Bevölkerung über das Virus aufzuklären, mögliche Ebola-Kranke ausfindig zu machen und 1,5 Millionen Stück Seife zu verteilen. Dies soll das Virus eindämmen. "Wir müssen die Bewegungsfreiheit für alle Bürger einschränken, um direkten Körperkontakt zu vermeiden", sagte Regierungssprecher Abdulai Baratay der Nachrichtenagentur dpa. Augenzeugen berichteten, dass die Straßen der Hauptstadt Freetown seit Freitagmorgen völlig leer seien.

Tür-zu-Tür-Screening bis Sonntag

Experten stehen dem Schritt kritisch gegenüber. Es bedürfe Helfer mit viel Erfahrung, um bei einem solchen Tür-zu-Tür-Screening Menschen mit Ebola-Symptomen auszumachen, hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kürzlich mitgeteilt. Zudem gebe es nicht genug Ebola-Zentren, um neue Patienten aufzunehmen.

Der UN-Sicherheitsrat stufte die Epidemie am Donnerstag (Ortszeit) als "Gefahr für Frieden und Sicherheit der Welt" ein. Mit einer einstimmig beschlossenen Resolution mahnte das mächtigste UN-Gremium bei einer Sondersitzung mehr Hilfe für die betroffenen Länder in Westafrika an. Zudem wollen die Vereinten Nationen noch in diesem Monat eine Sondermission nach Westafrika schicken. Es werde weitaus mehr Hilfe der internationalen Gemeinschaft gebraucht, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. "Unsere bestmögliche Schätzung ist, dass wir die Anstrengungen verzwanzigfachen müssen."

Nach Einschätzung von Weltbankchef Jim Yong Kim könnte die Epidemie die Weltwirtschaft beeinflussen. Er sei aber zuversichtlich, dass die Staatengemeinschaft das Problem in den Griff bekomme, sagte er vor dem G20-Treffen der Finanzminister in Australien.

Abschiebung eines Mannes gestoppt

Wegen der Ebola-Epidemie ist ein illegal nach Frankreich eingereister Mann aus Guinea nicht in seine Heimat abgeschoben worden. Das Verwaltungsgericht von Nancy hob eine Behördenanordnung auf, wie dessen Anwältin Anne-Laure Taesch am Freitag sagte. "Das Gericht hat sich (bei seiner Entscheidung) vor allem auf das Risiko der Ebola-Epidemie gestützt", sagte die Anwältin.

Der junge Mann war nach eigenen Angaben im März illegal nach Frankreich eingereist. Seine Heimat verließ er nach Angaben der Anwältin wahrscheinlich aus "wirtschaftlichen Gründen" und nicht wegen des Virus. Während er sein Alter mit 16 Jahren angab, gehen die Behörden nach einer medizinischen Untersuchung aber davon aus, dass er 19 Jahre alt ist.

Bisher 2630 Ebola-Tote

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) registrierte bis 14. September in Liberia, Sierra Leone, Guinea, Nigeria und dem Senegal 5.357 Ebola-Patienten, 2.630 davon sind gestorben. Darunter sind auch viele Helfer. Eine infizierte Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen wurde in der Nacht zum Freitag in ein Krankenhaus bei Paris gebracht.

Hilfe verwehrt wurde dem Besatzungsmitglied eines Frachters. Am Donnerstag hatte die Regierung des Mittelmeer-Staates Malta dem Schiff wegen des Ebola-Verdachts an Bord die Einfahrt in seine Häfen verweigert. Es nahm daraufhin Kurs auf Sizilien.

(APA/AFP)

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