Ebola macht tausende Kinder zu Waisen

Ein Ebola-Opfer wird abtransportiert. Oft bleiben Kinder ohne Eltern zurück.
Ein Ebola-Opfer wird abtransportiert. Oft bleiben Kinder ohne Eltern zurück.(c) APA/EPA/AHMED JALLANZO
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Unicef bittet um Unterstützung für mindestens 3700 betroffene Mädchen und Buben in Westafrika. Die Wirtschaft in den betroffenen Staaten liegt darnieder.

Die Ebola-Epidemie in Westafrika hat Tausenden von Kindern die Eltern geraubt und sie damit der Hilflosigkeit ausgesetzt. Mindestens 3700 Mädchen und Buben in Guinea, Liberia und Sierra Leone haben nach neuesten Schätzungen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) bereits durch Ebola einen oder beide Elternteile verloren.

"Diese Kinder brauchen dringend besondere Zuwendung und Unterstützung", sagte der zuständige Unicef-Regionaldirektor Manuel Fontaine am Dienstag nach einer Reise durch die drei am härtesten von Ebola betroffenen Länder. Mehr als 6500 Menschen haben sich dort bisher mit dem Virus infiziert, weit mehr als 3000 Menschen sind gestorben - unter ihnen auch viele Kinder.

"Angst vor Ebola stärker als Familienzusammenhalt"

Viele Waisen fühlten sich "unerwünscht oder allein gelassen", berichtete Fontaine. Normalerweise würden Verwandte sie aufnehmen. Aber oft sei inzwischen "die Angst vor Ebola stärker als der Familienzusammenhalt".

Spenden

UNICEF Österreich nimmt Spenden unter dem Kennwort "Nothilfe Ebola" für betroffene Kinder im Ebola-Krisengebiet in Westafrika entgegen:
AT46 6000 0000 0151 6500

Unicef hat nach eigenen Angaben seit August 550 Tonnen an Hilfsgütern in die Ebola-Länder gebracht - darunter Chlor zur Wasserreinigung, Seife, Handschuhe, Schutzanzüge und -masken sowie Medikamente. Zudem organisieren die Helfer Informationskampagnen über die Ansteckungsgefahren.

UN gibt zu langsame Reaktion zu

Die Vereinten Nationen haben die Ebola-Krise nach Einschätzung einer führenden UN-Funktionärin zu Beginn unterschätzt. "Ein Element, das wir wohl nicht richtig beurteilt hatten, war die Geschwindigkeit, mit der sich diese Epidemie ausbreiten würde", sagte Elisabeth Rasmusson, Vizedirektorin des Welternährungsprogramms (WFP), am Dienstag in Berlin.

Rasmusson erklärte, die Verteilung von Lebensmitteln in Quarantäne-Vierteln und Krankenstationen sei wichtig, um zu verhindern, dass sich die Menschen von dort in andere Gebiete aufmachten, um Nahrung zu suchen. Sie habe den Eindruck, dass die internationale Hilfe nach einer Verzögerung in der Anfangsphase jetzt auf Touren gekommen sei. Die WFP-Funktionärin betonte, die Vereinten Nationen hätten keine Schwierigkeiten, Freiwillige für den Einsatz in den von Ebola betroffenen Gebieten zu finden.

Liberien mahnt zur Eile

Liberias Handelsminister Axel Addy hat zu mehr Eile im Kampf gegen Ebola angemahnt. "Wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit", sagte Addy am Dienstag vor Journalisten in Genf. "So sehr wir Hilfe aus dem Ausland schätzen, sie muss schneller bei uns ankommen." Liberia ist das Land in Westafrika, das am schwersten von der Ebola-Epidemie betroffen ist.

Axel Addy, Liberias Handelsminister
Axel Addy, Liberias HandelsministerREUTERS

Nach Addys Angaben sind dort bisher mehr als 2000 Menschen an dem Virus gestorben. Die WHO hatte die Zahl der Toten in Liberia am vergangenen Freitag noch mit 1.830 angegeben. Die Epidemie hat Addy zufolge alle Bereiche des Landes erfasst und die im vergangenen Jahr um acht Prozent gewachsene Wirtschaft einbrechen lassen. So sei der Export von Eisenerz und Latex, den beiden Hauptexportprodukten, nahezu zum Erliegen gekommen. Viele Arbeiter seien daher ohne Job.

Gefährdet sei auch die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln. Die Vorräte an Reis, dem Hauptnahrungsmittel in Liberia, drohten Ende November auszugehen. Verhandlungen über neue Importe gestalteten sich schwierig. Der Transport sei ein weiteres Problem: Von bisher elf Fluggesellschaften fliegen derzeit nur noch zwei die Hauptstadt Monrovia an.

(APA/dpa)

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