Epidemie: Ebola springt nach Amerika über

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Erste positive Diagnose außerhalb Afrikas: Ein Mann brachte das Virus per Flugzeug von Liberia nach Texas und ist nun im Spital. US-Gesundheitsbehörde CDC: "Wir werden das stoppen."

Austin/Freetown. Just in den Vereinigten Staaten von Amerika ist im Zuge der aktuellen Ebola-Epidemie in Westafrika jetzt der erste Krankheitsfall außerhalb Afrikas diagnostiziert worden. Der Patient, zu dem es bisher keine näheren Details gibt, sei am 19. September aus Liberia abgeflogen und tags darauf in Texas angekommen, um Verwandte zu besuchen, sagte der Leiter der US-Gesundheitsbehörde CDC, Thomas Frieden. Tage später habe er mit Anzeichen einer schweren Infektion das Texas Health Presbyterian Krankenhaus in Dallas aufgesucht, wo am Dienstag bei ihm Ebola festgestellt wurde. Seither liegt er dort in einer Isolierstation.

Über seinen Zustand gibt es ebenfalls keine Angaben. Es sehe, so Frieden, so aus, als sei der Patient in Westafrika nicht an der Bekämpfung der Epidemie beteiligt gewesen. Wie er sich angesteckt habe, sei auch unklar. Das Krankenhaus in Dallas sei „gut vorbereitet, um mit so einer Situation umzugehen“, sagte Edward Goodman, ein dort tätiger Arzt.

Personen unter Beobachtung

Frieden zeichnete den Krankheitsverlauf des Mannes nach: „Auf dem Flughafen zeigte er keine Symptome, erst Tage später litt er unter Krankheitsanzeichen.“ Diese erinnern anfangs an Grippe: Fieber, Kopfschmerz, Schüttelfrost. Bald gesellen sich Magenbeschwerden bis hin zu inneren Blutungen dazu. Weitere Verdachtsfälle gebe es in den USA derzeit nicht, sagte Frieden: „Ich habe keine Zweifel, dass wir diesen Ebola-Fall kontrollieren werden, sodass die Krankheit sich in diesem Land nicht weiter verbreiten wird. Wir werden das stoppen.“ Es sei aber möglich, dass der Mann andere angesteckt habe.

Infektionsgefahr erst bei Fieber

Alle Menschen, mit denen er seit seiner Ankunft in den USA Kontakt gehabt habe, würden nun ausfindig gemacht und unter Beobachtung gestellt. Dabei handle es sich nur um „eine Handvoll Menschen“, hauptsächlich Verwandte des Mannes. Zudem stünden drei Sanitäter und mehrere Mitarbeiter der Notaufnahme des Krankenhauses unter Beobachtung. Mediziner sind indes um Beruhigung bemüht: Der Leiter der Abteilung Virusdiagnostik des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg, Jonas Schmidt-Chanasit, sagte, dass im Flugzeug und auf dem Flughafen von dem Mann keine Ansteckungsgefahr habe ausgehen können: „Da ist das Risiko null. Mitreisende können sich nur bei erkrankten Personen infizieren, die schon Fieber oder andere Beschwerden haben. In der Inkubationszeit, wenn man keine Symptome hat, kann man das Virus noch nicht übertragen.“

Die Gefahr einer Ansteckung von Fluggästen und Flugpersonal ist auch nach Einschätzung des deutschen Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes „sehr gering“ – jedenfalls solange der Infizierte sich noch in der Inkubationszeit des Virus von bis zu 21 Tagen Dauer befinde. Erst mit Beginn des Fiebers werde es gefährlich.

Dem Ebola-Ausbruch in Westafrika, der mit voller Wucht im Sommer eingesetzt hat, sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bereits etwa 3100 Menschen zum Opfer gefallen, vor allem in Guinea, Sierra Leone und Liberia. Die Zahl der Infizierten stieg auf mehr als 6500. Die WHO rechnet aber etwa aufgrund der schlechten Verwaltungsstruktur in den betroffenen Staaten mit einer sehr hohen Dunkelziffer.

Sterblichkeitsrate gesunken

In Nigeria hingegen könnte die Epidemie nach bisher acht Todesopfern von 20 Krankheitsfällen bereits abebben, meinen Ärzte, und im Senegal blieb es bei dem dort bisher einzigen Fall. Zudem ist die Letalitätsrate über die Zeit interessanterweise gesunken und nun vergleichsweise moderat, nämlich etwa 45 Prozent. Typisch für Ebola sind hingegen extreme Sterblichkeitsraten von 70 bis 90 Prozent.

Bisher waren in den USA seit Beginn der jüngsten Epidemie fünf Patienten mit der Krankheit behandelt worden. Sie hatten sich in Westafrika angesteckt, waren dort diagnostiziert und dann in die USA zur Behandlung gebracht worden. Drei haben die Krankheit überstanden, über den Zustand eines vor rund drei Wochen in eine Spezialklinik in Atlanta (Georgia) gebrachten Patienten gab es zunächst keine Informationen. (ag./wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2014)

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