Mexikanischer Drogenboss nach Entführung von Studenten gefasst

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Die Polizei hofft durch die Festnahmen den Fall klären zu können. Die Ermittlungen wurden wieder aufgenommen, nachdem bekannt wurde, dass es sich bei den in Massengräbern entdeckten Leichen nicht um die 43 verschleppten Studenten handelt.

Drei Wochen nach dem Verschwinden von 43 Lehramtsstudenten in Mexiko ist der "oberste Anführer" der Drogenbande Guerreros Unidos festgenommen worden. Die Gruppe wird verdächtigt die Studenten ermordet zu haben Die Festnahme von Sidronio Casarrubias Salgado werde die Ermittlungen voranbringen, erklärte am Freitag Generalstaatsanwalt Jesus Murillo Karam.

Zuvor waren tausende Demonstranten auf die Straße gegangen, um Klarheit über das Schicksal der Studenten zu fordern. Der "oberste Anführer" der Bande Guerreros Unidos sei am Donnerstag bei einer Kontrolle auf einer Autobahn zwischen Mexiko-Stadt und Toluca gemeinsam mit einem seiner engsten Vertrauten gefasst worden, sagte der Chefermittler Tomas Zeron. Generalstaatsanwalt Murillo Karam erklärte, Casarrubias bestreite, die Ermordung der Studenten angeordnet zu haben. Er sei jedoch darüber informiert worden und habe nichts unternommen, um sie zu verhindern.

Über 50 Verhaftungen

Demnach wurden wegen der Tat insgesamt 36 Staatsbedienstete und 17 Mitglieder der Guerreros Unidos festgenommen. Die 43 Studenten hatten am 26. September nach einer Spendenaktion in Iguala im Bundesstaat Guerrero mehrere öffentliche Busse für die Rückfahrt in ihre Universität gekapert, woraufhin Polizisten das Feuer eröffneten und sechs Menschen töteten. Anschließend wurden die Studenten offenbar der Bande Guerreros Unidos übergeben, die enge Kontakte mit der örtlichen Polizei unterhalten soll.

Später wurden in der Nähe sechs Massengräber gefunden. Bei 28 Leichen aus den Gräbern handelt es sich nicht um die vermissten Studenten, doch werden laut Generalstaatsanwalt Murillo Karam die anderen Leichen noch geprüft. Mehr als 1200 Sicherheitskräfte sind für die Suche nach den angehenden Lehrern mobilisiert. In Mexiko, wo die Gewalt der Drogenbanden seit Jahren zunimmt, hat der Fall eine Welle der Empörung ausgelöst und zu teils gewaltsamen Protesten geführt.

Anhaltende Demonstrationen in Acapulco

Auch am Freitag demonstrierten mehrere tausend Menschen in Acapulco, der größten Stadt im Bundesstaat Guerrero, für die Vermissten. Die vielfach vermummten Demonstranten zogen durch die Straßen der Stadt und skandierten immer wieder "Lebend wurden sie entführt, lebend wollen wir sie zurück". Zugleich forderten die Demonstranten in dem Urlauberort an der Pazifikküste den Rücktritt von Gouverneur Angel Aguirre, dem sie zu zögerliches Handeln vorwerfen.

Erst am Donnerstag hatten hunderte Studenten und Lehrer mehrere Rathäuser in Guerrero besetzt, um die Behörden zum Handeln zu drängen. Das Verschwinden der Studenten wirft ein Schlaglicht auf die Zustände in Guerrero, wo Polizei, Behörden und Drogenbanden oftmals unter einer Decke stecken sollen. Es besteht der Verdacht, dass Igualas Bürgermeisters Jose Luis Abarca das Vorgehen gegen die Studenten anordnete, um zu verhindern, dass sie am nächsten Tag eine Rede seiner Frau mit Protesten stören.

Der Bürgermeister, seine Frau und der Sicherheitschef von Iguala sind seitdem auf der Flucht. Das Parlament von Guerrero enthob Abarca am Freitag seines Amtes.

(APA/AFP)

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