Thailand: Anklage wegen Beleidigung von seit 500 Jahren totem König

Junta-Chef und Premierminister von Thailand, Prayuth Chan-ocha, gilt als Royalist. Der König - Bhumibol Adulyadej - gilt immer noch als beinahe heilig.
Junta-Chef und Premierminister von Thailand, Prayuth Chan-ocha, gilt als Royalist. Der König - Bhumibol Adulyadej - gilt immer noch als beinahe heilig.(c) APA/EPA/ROYAL HOUSEHOLD BUREAU
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Ein Soziolge könnte wegen Äußerungen über den seit 500 Jahren toten Naresuan den Großen ins Gefängnis kommen. Die Junta geht rigoros gegen Monarchieskeptiker vor.

König Naresuan beherrschte Thailand von 1590 bis 1605. Weil sich der 82-jährige Soziologieprofessor Sulak Sivaraksa in einem Seminar vor Offizieren der Armee abfällig über "Naresuan den Großen" - eine Art Nationalheld - geäußert haben soll, drohen dem mehrfachen NGO-Gründer nun bis zu 15 Jahre Gefängnis. Majestätsbeleidigung ist in Thailand kein Kavaliersdelikt und wird immer noch streng geahndet. Die Königsfamilie gilt den Thais als beinahe heilig. Das Gesetz gilt eigentlich nicht für verstorbene Monarchen, wird aber oft nur lose interpretiert und für politische Zwecke missbraucht.

Die Polizei bestätigte, dass zwei Offiziere im Ruhestand eine Beschwerde gegen Sulak einreichten, der sich zu den Vorwürfen nicht zu Wort melden wollte. Seit Mai ist in Thailand die Armee an der Macht. Armeechef Prayuth Chan-ocha, seit August auch Premierminister, hat sich als Royalist deklariert. "Die Junta hat von Beginn an klar gemacht, dass sie Verstöße gegen das Majästetsbeleidungsgesetz mit besonderer Konsequenz verfolgen will", sagte David Streckfuss der Nachrichtenagentur Reuters. Streckfuss beobachtet die Auswirkungen des Gesetzes auf die politische Kultur Thailands seit Jahren und hat mehrere Bücher zu dem Thema publiziert. "Fälle, die unter der vorherigen Regierung zurückgestellt wurden, landen nun geradewegs vor dem Militärgericht."

Haftstrafen keine Seltenheit

Der angeklagte Sulak - er bezeichnete sich selber einmal als Royalist - geriet schon öfters in Konflikt mit dem umstrittenen Gesetz. 1984 saß er bereits einmal im Gefängnis, weil er die Monarchie einer intensiven Prüfung unterziehen wollte.

Seit die Junta in Thailand an der Macht ist, gab es mehr als ein Dutzend Fälle von Majästätsbeleidigung, wie jene eines Taxifahrers aus Bangkok, der zweieinhalb Jahre ins Gefängnis muss, weil er gegenüber einem Fahrgast Bemerkungen über die sozialen Ungleichheiten im Land machte.

(Red.)

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