Iran: Todesstrafe Steinigung wird abgeschafft

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Der oberste Führer Chamenei hat vier zur Steinigung Verurteilte begnadigt.

Teheran (sei). Was muss das für ein Land sein, in dem Frauen für Ehebruch gesteinigt werden können? Im Iran wurde diese besonders grausame Strafe angewandt. Dabei wird die Verurteilte – bereits ins Leichentuch gehüllt – bis zur Brust (verurteilte Männer bis zur Hüfte) eingegraben und muss hilflos darauf warten, bis ein Regen an bis zu faustgroßen Steinen auf sie oder ihn niedergeht. Die Steine dürfen laut Vorschrift nicht so groß sein, dass sie zum sofortigen Tod führen. Alles, was den Opfern dieser barbarischen Strafe bleibt, ist auf einen schnellen Tod zu hoffen.

Nun soll die Steinigung im Iran abgeschafft werden, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Der oberste religiöse Führer Ayatollah Ali Chamenei hat vier zur Steinigung Verurteilte begnadigt, in zwei Fällen wurde die Strafe zu zehn Jahren Gefängnis umgewandelt, in den beiden anderen Fällen zu Prügelstrafen. Gleichzeitig wurde die Strafe ausgesetzt.

Auch Handabhacken ausgesetzt

Das neue Strafgesetz soll die Steinigung nicht mehr enthalten. Das Handabhacken für Diebe sei ebenfalls nicht mehr vorgesehen.

Bis zur jetzt erfolgten Aussetzung warteten elf Menschen auf ihre Hinrichtung durch Steinigung. Unter den Verurteilten sind neun Frauen im Alter zwischen 27 und 43 Jahren, denen Ehebruch, Inzest oder Prostitution vorgeworfen wurde, sowie zwei Männer.

Dabei steht über Steinigung als Strafe für Ehebruch nichts im Koran. Die Steinigung wird auch von der Mehrzahl der Richter abgelehnt, sie wurde daher selten verhängt. Die Richter konnten sich auch nicht darauf verlassen, dass sich genügend willige Vollstrecker finden, die die grausame Hinrichtung vollziehen. Ein weiterer Grund für die Abschaffung der Strafe dürfte auch der Imageschaden für die Islamische Republik gewesen sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2008)

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