Bauer sucht Frau: Serben wollen Asiatinnen "importieren"

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Unter der Landflucht leiden in Serbien vor allem männliche Heiratskandidaten: Mit einem „Frauen-Import“ aus Asien sollen Jungbauern unter die Haube gebracht werden.

Belgrad. Das triste Los seiner Geschlechtsgenossen auf dem Land lässt den frisch gebackenen Staatssekretär in Serbiens Sozialministerium nicht ruhen. Ein Viertel Million heiratsfähiger Dorfbewohner in Serbien seien ledig, weil es ihnen an Ehe-Kandidatinnen fehle, schlägt Zeljko Vasiljevic angesichts der anhaltenden Landflucht besorgt Alarm.

Die demografische Entwicklung sei „katastrophal“: Schon in den nächsten zwei Jahren würden 120 verwaiste Dörfer ihre letzten Einwohner verlieren. Doch der gewitzte Würdenträger weiß Rat, schließlich gebe es „genug Länder mit zu vielen Frauen“: „Die einzige Lösung ist, dass wir Frauen aus Fernost einführen.“

Mobiler, bessere Bildung

Die größere Mobilität junger Frauen, ihre bessere Bildung und ihr stärkerer Wille, ihr Schicksal zu verändern, machen Wissenschaftler dafür verantwortlich, dass in allen Transformationsstaaten Europas vor allem der weibliche Teil der Landbevölkerung in die Großstädte strebt. Ob in Osteuropa oder auf dem Balkan: In den verödeten Dörfern bleiben ratlose Jungbauern oft unverheiratet zurück.

Als Chef der „Bewegung der Veteranen Serbiens“ lag Vasilejevicbisher vor allem das Los des Kosovo am Herzen: Mit der Gründung einer „Lazarus-Garde“ der Kosovo-Veteranen, die zur Heimholung der abtrünnigen Ex-Provinz gar erneut in den Krieg ziehen wollte, hatte der Parlamentarier der Sozialisten vor Jahresfrist schon einmal den Sprung in die Schlagzeilen der Weltpresse geschafft. Im Juli auf die Regierungsbank gerutscht setzt sich der Patriot nun neue Ziele – und auf die Völkerverständigung: Mit dem „Import“ von 100.000 Frauen will der 44-jährige Familienvater seinen darbenden Landsleuten endlich zum Eheglück – und Serbiens Provinz zu neuer Blüte verhelfen.

Ein Teil der vor allem in Ost- und Südserbien benötigten Frauen könne natürlich in christlich-orthodoxen Ländern wie der Ukraine, Moldawien oder Russland aufgestöbert werden, zeigt sich der Staatssekretär in einem zweiseitigen Interview mit der Zeitung „Press“ keineswegs wählerisch. Allerdings sei es nicht das Ziel Belgrads, das „biologische Potenzial befreundeter Staaten“ zu schwächen. Der Buddhismus stehe der orthodoxen Kirche durchaus nahe, zudem verfügten asiatische Frauen über eine ausgeprägte „Arbeitskultur“, schlägt er für eine asiatische Blutauffrischung Serbiens die Werbetrommel: „Die Frauen kommen vom Land. Sie haben kein Problem, vier oder fünf Kinder zu gebären – und auf dem Feld zu arbeiten.“

Ein paar hundert Euro winken

In Länder wie Laos, Vietnam oder Kambodscha müsse Belgrad Spezialisten entsenden, um die Heiratskandidatinnen vorab medizinischen Untersuchungen zu unterziehen, erläutert Vasiljevic seine Pläne. Als Willkommensgruß müssten den Frauen ein paar hundert Euro gewährt werden, einen Teil der Kosten könnten die künftigen Ehemänner tragen: Den Staat würde das allenfalls einige hundert Euro pro Person kosten. Die serbische Landbevölkerung werde sich „an Schlitzaugen und gelber Haut“ keineswegs stören, ist der Staatssekretär überzeugt: „Wenn die ersten Babys geboren sind, werden sie als völlig normal akzeptiert – und freut sich jeder.“

Noch muss der Hobby-Demograf allerdings seine Kabinettskollegen vom Sinn seiner Umsiedlungspläne überzeugen. Angst, für verrückt erklärt zu werden, hat er keine: Sein Plan würde allenfalls von Frauen kritisiert, „die die Konkurrenz fürchten“.

AUF EINEN BLICK

Die größere Mobilität junger Frauen, ihre bessere Bildung und ihr Wille, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen, ist der Grund dafür, dass in allen Transformationsstaaten Europas vor allem der weibliche Teil der Landbevölkerung in die Großstädte strebt. Ob in Osteuropa oder auf dem Balkan: In den verödeten Dörfern bleiben meist ratlose verarmte Jungbauern zurück, die zusehends verarmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2008)

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