Österreichisches Know-how stark gefragt

technologie. Österreichische Unternehmen profitieren vom großen Nachholbedarf im Ausland.

Maskottchen Fluvi wacht über den Wasserverbrauch der Stadtbewohner von Zaragoza. Sinkt der Verbrauch, so zeigt sich Fluvi mit einem lachenden Gesicht auf der Rechnung des Endverbrauchers. Ist der Wasserkonsum hingegen stabil oder höher ausgefallen als im Vorjahr, macht Fluvi ein grimmiges Gesicht und gibt Tipps fürs Trinkwassersparen. Doch meist hat Fluvi gut lachen: In Zaragoza sank der Gesamtwasserverbrauch dank zahlreicher wassersparender Maßnahmen um sechs Prozent.
In Anbetracht der Wasserverknappung ein gutes Vorzeigeprojekt, das nicht nur auf der Iberischen Halbinsel Nachahmer finden soll. Zudem konnten die Stadtpolitiker, als Veranstalter der Expo 2008, mit dieser Initiative beweisen, dass sie bereits im Vorfeld der Weltausstellung (14. Juni bis 14. September 2008) über die nachhaltige Nutzung von Wasser nachdachten, bevor sich über 100 Nationen in ihrer Stadt einfanden, um sich mit diesem Thema und den dafür nützlichen Technologien auseinanderzusetzen.

Österreichische Expertises


An die 30 österreichische Unternehmen haben die Gelegenheit genutzt, ihr Know-how in Sachen Wassertechnologie einem breiten Fachpublikum zu präsentieren. „Österreichische Wasserwirtschaftsunternehmen können auf jahrzehntelange Erfahrung und hohe Standards im Bereich der Abwasserreinigung, Trinkwasserversorgung sowie auf technisches Know-how zur Wasseraufbereitung und Meerwasserentsalzung, beim Bau von Rohr- und Leitungssystemen, Filter- und Reinigungsanlagen, Oberflächenentwässerungssystemen sowie auf Techniken zur Rohrnetzüberprüfung und Steuerungsanlagen verweisen“, zeigt sich Wilfried Schimon, Leiter der Sektion Wasser im Lebensministerium, ob der großen Palette von Dienstleistungen erfreut. Und die Betriebe wissen ihr Potenzial an den ausländischen Märkten zu nutzen: Die österreichischen Umwelttechnologien konnten in den letzten Jahren eine Exportquote von rund 65 Prozent erzielen. 16,4 Prozent aller Umwelttechnologie-Unternehmen sind im Bereich Wasser tätig.

Die Wirtschaftskammer gondelt daher gerne mit Vertretern dieser Branche in fremde Länder, um neue Verträge an Land zu ziehen. Wobei der Slogan „,Unsere Badeseen haben Trinkwasserqualität', gute Dienste leistet“, weiß Friedrich Steinecker, österreichischer Handelsdelegierter in Madrid. „In Spanien machen vorwiegend Technologiezulieferer Geschäfte, die sich etwa um das Problem der Legionellen in den Wasserleitungen kümmern oder Qualitätskontrolle vom Stausee bis zum Wasserwerk sowie Wasserverlustanalysen betreiben“, so Steinecker. In den letzten Jahren habe die Zahl der heimischen Wasserfirmen, die nach Spanien Know-how und Technologien exportieren, von 30 auf 60 zugenommen. Tendenz weiter steigend: „Vier Millionen Euro will Spanien in den nächsten Jahren in die Trinkwasserqualität investieren, weitere 20 Millionen Euro in die Abwasserversorgung“, freut sich der Insider.

Gute Aussichtens


Die neuen EU-Länder werden den österreichischen Wasserfirmen, darunter Andritz VA Tech Hydro, Uniha oder SW Umwelttechnik, wohl ebenso zu vollen Auftragsbüchern verhelfen. „Die EU-Wasserrahmenrichtlinie 2000 hat das Erreichen eines ,guten Zustandes' aller europäischen Gewässer bis 2015 zum Ziel“, betont Schimon. „Die Richtlinie gilt auch für die neuen EU-Mitgliedsstaaten. Das ist eine große Chance für österreichische Betriebe, an deren Nachholbedarf in der Abwasserreinigung, bei Kläranlagen und der Verbesserungen des Kanalnetzen zu verdienen.“ Die Wirtschaftskammer schätzt den Investitionsbedarf der neuen Mitgliedsländer im Bereich Umwelttechnik auf über 120 Milliarden Euro.

Doch auch außerhalb der europäischen Grenzen wittert das Lebensministerium und die WKÖ guten Boden für geschäftstüchtige Unternehmer. Neben Ungarn wurde heuer im Rahmen der „Exportinitiative Umwelttechnologien“ bereits Syrien und Jordanien mit dem zentralen Thema Abfallmanagement, Trinkwasserversorgung und Bereitstellung von Bewässerungswasser bereist. Im November folgt Tunesien.

Forschungsaktivitätens


Für österreichische Betriebe gilt es, trotz langjähriger Erfahrung, bei der Weiterentwicklung von Wassertechnologien am Ball zu bleiben. Die börsennotierte BWT-Gruppe etwa hat ihre Forschungsstandorte an die Produktionsstätten in Österreich, Deutschland und Frankreich gekoppelt. Hier werden Wasseraufbereitungstechnologien optimiert, die der Industrie wie auch privaten Haushalten nützen sollen.


Neben firmeninternen Entwicklungslabors ist das Institut für Wasser-Ressourcen Management des außeruniversitären Forschungsinstitutes Joanneum Research in Graz ein wichtiger Partner der heimischen Wasserunternehmen. Anhand geophysikalischer sowie hydrologischer Methoden werden hier Fragestellungen der Nutzung und nachhaltigen Bewirtschaftung von Gewässern untersucht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2008)

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