London, die Hauptstadt der Scheidungen

Flags are seen above a souvenir kiosk near Big Ben clock at the Houses of Parliament in central London
Flags are seen above a souvenir kiosk near Big Ben clock at the Houses of Parliament in central LondonReuters
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London steht bei scheidungswilligen Reichen hoch im Kurs, weil dort die weniger vermögenden Partner besser aussteigen.

London. Las Vegas mag der beste Ort für Hochzeiten sein, bei Scheidungen jedoch steht London hoch im Kurs. Dafür verantwortlich ist ein weltweit einmaliges Familienrecht, das bei der Aufteilung des Vermögens den mittelloseren Partner bevorzugt.

Viele Ehen von wohlhabenden Chinesen, Russen, Europäern und Amerikanern, die in Londons Finanzbezirk arbeiten oder britischen Grundbesitz haben, enden deshalb vor einem britischen Scheidungsrichter. Der jüngste Fall betrifft den malaysischen Geschäftsmann Khoo Kay Peng und seine Noch-Ehefrau Pauline Chai. Ein Richter am Londoner High Court erklärte sich jetzt für das Scheidungsverfahren zuständig, weil die Ex-Miss von Malaysia immer wieder im Landhaus ihres Mannes außerhalb von London wohnte. Pengs Vermögen wird auf mindestens 500 Mio. Euro geschätzt, er ist seit rund 40 Jahren mit seiner Frau verheiratet. Deren Abfindung könnte damit den Rekord von umgerechnet 275 Mio. Euro brechen, die der russische Oligarch Boris Beresowski vor drei Jahren seiner Exfrau gezahlt haben soll.

Auf jeden Fall die Hälfte

Mit der Zulassung ihres Verfahrens hat Pauline Chai jedenfalls die wichtigste Hürde auf dem Weg zu einer großzügigen Abfindung genommen. Seit einem Grundsatzurteil aus dem Jahr 2000 erhalten Mann und Frau bei einer Scheidung jeweils die Hälfte des Vermögens. Einschränkende Klauseln aus Eheverträgen, die den reicheren Partner schützen sollen, sind in Großbritannien rechtlich nicht bindend. Zudem fließen in die Berechnung mehr Vermögenswerte ein als in vielen anderen Ländern – ebenfalls meist zum Vorteil des weniger vermögenden Partners. (AFP)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2014)

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