Entführte mexikanische Studenten: Massengrab auf Müllhalde?

Verwandte erinnern während einer Messe an das Schicksal der Verschwundenen
Verwandte erinnern während einer Messe an das Schicksal der VerschwundenenAPA/EPA/JOSE MENDEZ
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Nach der Festnahme von vier weiteren Verdächtigen wurden erneut Leichenteile gefunden. Sie könnten zu den 43 Vermissten gehören.

Einen Monat nach dem Verschwinden von 43 Studenten im Südwesten Mexikos gibt es nun einen schrecklichen Verdacht: Möglicherweise wurden zumindest einige von ihnen getötet und ihre sterblichen Überreste auf einer Müllhalde in der Ortschaft Cocula entsorgt.

Die Sicherheitskräfte haben nämlich zu Wochenbeginn vier weitere Verdächtige in dem Fall festgenommen, und die führten die Ermittler zu einer Mülldeponie, wo Leichenteile entdeckt wurden. Die Verhafteten gehören vermutlich zur kriminellen Organisation „Guerreros Unidos“. Es seien die ersten Verdächtigen, die direkt in das Verbrechen verwickelt seien und etwas über den Verbleib der Studenten wüssten, hieß es aus Ermittlerkreisen.

Bisher 56 Festnahmen

„Forensiker der Staatsanwaltschaft und Experten aus Argentinien suchen nach Beweisen, um die Angaben der Verdächtigen zu bestätigen“, sagte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam. Zwei von ihnen hätten angegeben, eine größere Gruppe Verschleppter entgegen genommen zu haben. Bei den anderen beiden handle es sich um Informanten der „Guerreros Unidos".

Insgesamt wurden in dem Fall bisher 56 Menschen festgenommen. Darunter sind zahlreiche Polizisten sowie Mitglieder der Bande, die aus dem bewaffneten Arm des berüchtigten Beltran-Leyva-Kartells hervorgegangen ist.

Entführte an Kriminelle übergeben

Nach Auseinandersetzungen mit der Polizei waren am 26. September in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero 43 Menschen verschleppt worden. Zuvor hatten örtliche Sicherheitskräfte mehrere Busse der Studenten gestoppt und das Feuer eröffnet. Dabei kamen sechs Menschen ums Leben, darunter auch Unbeteiligte. Ein junger Mann wurde grausam verstümmelt. Die Täter zogen ihm die Haut vom Gesicht und stachen ihm die Augen aus.
Laut Zeugen übergaben die Beamten die jungen Leute später an die „Guerreros Unidos". Drahtzieher des Verbrechens sollen der Bürgermeister, seine Ehefrau und der örtliche Sicherheitschef gewesen sein. Sie sind auf der Flucht.

Bisher wurden in verschiedenen Massengräbern rund um Iguala 38 Leichen entdeckt. Mitglieder der „Guerreros Unidos“ räumten bereits den Mord an 17 Studenten ein. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft handelt es sich bei den Toten allerdings nicht um die Vermissten.

(APA/DPA)

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