Neun Tote bei Flugzeug-Crash in Amsterdam: Blackbox entdeckt

(c) EPA (Marcel Antonisse)
  • Drucken

Unter den Toten sind Pilot und Kopilot. Mindestens 80 Personen wurden verletzt. Die Boeing 737 der Turkish Airlines war beim Landeanflug auf Amsterdam abgesackt. Die Ursache ist noch unklar.

Beim Absturz einer türkischen Linienmaschine am Amsterdamer Flughafen Schiphol sind neun Menschen ums Leben gekommen, darunter der Pilot und der Kopilot. Mindestens 80 weitere Personen wurden bei dem Unglück Mittwoch früh verletzt, 25 davon schwer. Sechs Menschen schweben in Lebensgefahr. Die Boeing 737 der Turkish Airlines war beim Landeanflug auf ein Feld gestürzt und in mehrere Teile zerbrochen. Die Blackbox der Unglücksmaschine wurde am Nachmittag entdeckt. Die Auswertung soll helfen, die Unglücksursache zu klären.

An Bord waren 127 Passagiere und sieben Besatzungsmitglieder, darunter laut türkischem Verkehrsministerium 78 Türken. Die Maschine stürzte einen halben Kilometer vor Erreichen der Landebahn neben Wohnhäusern auf ein Feld und zerbrach in mehrere Teile. Das Heck wurde abgerissen, der Rumpf zerbarst kurz hinter dem Cockpit. Ein Triebwerk lag nahezu intakt neben dem Flugzeugwrack im Feld. Das zweite war etwa 200 Meter entfernt und erheblich beschädigt.

Flug TK1951 der Turkish Airlines war am Mittwoch um 8.22 Uhr (7.22 Uhr MEZ) in Istanbul gestartet. Zur Bruchlandung kam es gut drei Stunden später, um 10.31 Uhr.

Zahlreiche Rettungskräfte waren im Einsatz. Das niederländische Fernsehen zeigte Bilder von Leichen, die unter weißen Tüchern aus dem Wrack geborgen wurden. Der türkische Verkehrsminister Binali Yildirim hatte zunächst gesagt, bei dem Unglück sei niemand ums Leben gekommen, es habe lediglich Verletzte gegeben. Er sprach von einem Wunder, dass so viele Passagiere überlebt hätten. Es sei Glück gewesen, dass die Maschine auf weichem Boden aufgeschlagen und nicht in Flammen aufgegangen sei.

Ursache unklar

Die Unglücksursache war zunächst unklar. Passagiere berichteten, die Maschine sei im Landeanflug plötzlich stark abgesunken. "Zunächst war es eine normale Landung, und dann hat es sich plötzlich wie ein Fall ins Leere angefühlt", sagte der Bankangestellte Tuncer Mutluhan im türkischen Nachrichtensender NTV. "Das Flugzeug geriet außer Kontrolle, fiel und stürzte ab." Alles sei eine Sache von wenigen Sekunden gewesen. Ein weiterer Überlebender, Hüseyin Sümer, sagte: "Wir waren dabei zu landen und verstanden überhaupt nicht, was da passierte. Einige Passagiere schrien in Panik, aber alles kam so schnell." Er sei nach dem Aufschlag durch den Riss im Rumpf ins Freie gelangt, sagte Sümer.

Sein Mitreisender Kerem Uzel berichtete, kurz nach der Ankündigung der bevorstehenden Landung sei die Maschine plötzlich abgesackt, als ob sie in Turbulenzen geraten sei. Dann sei sie mit dem Heck zuerst auf dem Boden aufgekommen, neben einer Schnellstraße entlanggeschlittert und in einem Feld zum Stehen gekommen.

Fluglinie: Erfahrener Pilot

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Turkish Airlines, Candan Karlitekin, sagte, zum Unglückszeitpunkt sei die Sicht gut gewesen. Eine erste Durchsicht der Unterlagen habe ergeben, dass die Maschine ordnungsgemäß gewartet worden sei. Vorstandsvorsitzender Temel Kotil sagte, der Pilot Hasan Tahsin habe über viel Erfahrung verfügt.

Gideon Evers von der Internationalen Pilotenvereinigung IFALPA erklärte, es gebe keine Anzeichen, dass die Maschine zu wenig Treibstoff gehabt habe. Die Regierung kündigte umgehende Ermittlungen an. Zur Unterstützung der Untersuchung schickte der Flugzeughersteller Boeing ein Team von Technikern nach Amsterdam.

Schiphol ist der Flughafen mit dem fünftgrößten Passagieraufkommen in Europa. Im Jahr 2007 starteten und landeten dort fast 48 Millionen Fluggäste.

Die ungefähre Absturzstelle (laut "De Telegraaf"):

Die Boeing-737

Flugzeuge der Boeing-737-Familie sind seit den späten 60er Jahren weltweit im Einsatz. Die Boeing 737 ist für Kurz- und Mittelstrecken konstruiert. Die erste Version, eine 737-100, startete im April 1967. Der Boeing 737-200 folgten die 737-300, -400, -500, -600, -700, -800 und -900. Sie unterscheiden sich in Länge und Reichweite.

Die jetzt verunglückte Boeing 737-800 bietet Platz für rund 190 Passagiere. Hauptkonkurrent für die 737 ist die A320-Familie des europäischen Flugzeugherstellers Airbus.

(Ag./Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.