Schwerkranke US-Bürgerin plant ihren Suizid öffentlich

(c) Maynard, www.thebrittanyfund.org
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Die 29-jährige Brittany Maynard hat Krebs im Endstadium. Sie möchte selbst über ihren Tod bestimmen, machte ihr Vorhaben öffentlich - und fachte damit die Sterbehilfe-Debatte in den USA neu an.

Vergangene Woche erfüllte sich die Gehirntumor-Patientin Brittany Maynard einen letzten "großen Wunsch": Mit ihrer Familie besuchte sie den Grand Canyon und postete auf ihrer Website ein Bild vor der erhabenen Kulisse. Doch schon morgen, am 1. November, wollte sie ihrem Leben ein Ende setzen - das kündigte sie öffentlich an. Nun wolle sie ihren Tod verschieben.

"Es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt", erklärte sie gegenüber dem US-Sender CNN. „Ich fühle mich immer noch gut genug, habe immer noch genug Freude und lache immer noch mit  meiner Familie und meinen Freunden", sagte sie. Im Frühjahr prognostizierten die Ärzte der Gehirntumor-Patienten, dass sie nur mehr sechs Monate zu leben hat. Maynard machte ihre Suizid-Pläne öffentlich und entfachte damit die Sterbehilfe-Debatte in den USA neu.

Vergangenes Jahr litt die heute 29-Jährige plötzlich an schweren Kopfschmerzen. Anfang des Jahres bekam sie dann die Diagnose Gehirntumor. Zunächst gingen die Ärzte von einer Lebenserwartung von zehn Jahren aus, doch dann kam im Frühjahr die niederschmetternde Nachricht: Ihr Tumor, Krebs im Endstadium, sei sehr aggressiv und bereits in einem halben Jahr könnte sie tot sein.

Kalifornierin zog nach Oregon

Weil sie selbst über ihren Tod bestimmen möchte, startete sie gemeinsam mit der Organisation "Compassion and Choices" eine Kampagne und machte ihre Suzid-Pläne öffentlich. In einem Youtube-Video, das mehr als neun Millionen Mal angeklickt wurde, und in Fernsehinterviews kündigte sie später an, sich möglicherweise am 1. November mithilfe von Medikamenten das Leben zu nehmen. Dafür zog die Kalifornierin nach Oregon - einer von fünf US-Bundesstaaten, der die Sterbehilfe erlaubt.

Durch ihr öffentliches Auftreten ist Maynard zum Aushängeschild der Organisation geworden, die sich landesweit für die Legalisierung der Sterbehilfe einsetzt. Der 1. November sei für sie ein Datum geworden, bis zu dem sie es "schaffen" wollte, sagte die 29-Jährige Mitte Oktober in einem Interview des Senders CBS. Es sei aber allein ihre Entscheidung, wann sie die tödlichen Medikamente einnehmen würde. Sie wollte auf jeden Fall den Geburtstag ihres Mannes Ende Oktober erleben.

Maynard könne sich auch dazu entscheiden, eines natürlichen Todes zu sterben, statt mit Medikamenten nachzuhelfen, sagte Sean Crowley, Sprecher von "Compassion & Choices", am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. "Keiner kann eine genaue Vorhersage machen."

Kritik aus vielen Richtungen

Die todkranke Amerikanerin ist mit ihrem öffentlichen Eintreten für die Sterbehilfe auf Sympathie, aber auch auf Kritik gestoßen. "Die Sterbehilfe bietet die Illusion, dass wir den Tod kontrollieren können. (...) Sie bemerkt aber einen Widerspruch nicht: Sich selbst zu töten eliminiert gerade die Freiheit, die wir im irdischen Leben genossen hatten. Wahre Autonomie und wahre Freiheit kommen nur dann, wenn wir den Tod als eine Macht außerhalb unserer Kontrolle akzeptieren", unterstrich der katholische Erzbischof von Portland (Oregon), Alexander K. Sample, kürzlich in einem Pastoralschreiben.

>> Website von Brittany Maynard

"Death with Dignity Act" in Oregon

In Oregon trat der sogenannte "Death with Dignity Act" (Gesetz für ein Sterben in Würde) bereits 1997 in Kraft. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde haben seither 1173 Sterbenskranke ein tödliches Betäubungsmittel verschrieben bekommen. 752 von ihnen hätten sich mit den Medikamenten dann tatsächlich das Leben genommen. Dem Gesetz zufolge muss der unheilbar kranke Patient die tödliche Dosis selbst einnehmen, ein Arzt darf dabei nicht helfen.

(APA/dpa/susa)

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