"Tod in Würde": Washington legalisiert "ärztliche Suizidhilfe"

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Der US-Staat erlaubt Ärzten, unheilbar Kranken mit einer Lebenserwartung unter sechs Monaten tödliche Substanzen zu verschreiben. Verabreichen muss sich die Substanz der Patient selbst.

Als zweiter US-Bundesstaat hat Washington am vergangenen Donnerstag eine Form der Sterbehilfe legalisiert. Das Gesetz „Tod mit Würde“ erlaubt Ärzten künftig, unheilbar kranken Patienten mit einer Lebenserwartung von weniger als sechs Monaten tödliche Substanzen zu verschreiben.

Bei einem Referendum im vergangenen November hatte die Mehrheit der Wähler dafür gestimmt. Ein Grundsatzurteil des Obersten Gerichtshofes hatte 2006 den Weg dafür freigemacht.

Verschreiben erlaubt, verabreichen verboten

Das Gesetz entspricht einer Regelung im Nachbarstaat Oregon. Hier wie da sind Ärzte und Apotheker nicht verpflichtet, das Rezept auszustellen oder einzulösen. Einige Krankenhäuser in Washington lehnen es klar ab, mitzumachen.

Befürworter der Sterbehilfe argumentierten, das Gesetz gestatte keine Euthanasie. Ärzten bleibe es in Washington - anders als in Oregon - untersagt, die tödlichen Dosen selbst zu verabreichen.

Das Gesetz schreibt unter anderem vor, dass der Patient mindestens 18 Jahre alt sein muss, Bürger des Bundesstaates und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Er muss sein Anliegen zwei Mal mündlich vorbringen, im Abstand von 15 Tagen, und einmal schriftlich. Dieser Antrag muss von zwei Personen bezeugt werden, von denen eine kein Verwandter, Erbe, behandelnder Arzt oder Angehöriger der betreuenden Einrichtung sein darf. Zudem müssen zwei Ärzte bescheinigen, dass der Patient unheilbar krank ist und höchstens noch sechs Monate zu leben hat.

Ärzte zögern

Viele Ärzte zögerten, sich öffentlich zu ihrem Standpunkt zu äußern, sagt der Kardiologe Tom Preston. Er gehört dem Vorstand der Sterbehilfe-Initiative "Compassion & Choices" (Mitgefühl & Wahlmöglichkeiten) an, die das Gesetz unterstützt hat. "Es gibt eine Menge Ärzte, die im Prinzip dafür sind oder nichts dagegen haben. Aber aus einer Vielzahl gesellschaftlicher und beruflicher Gründe wollen sie nichts damit zu tun haben."

Kritiker wenden ein, Sterbenskranke brauchten keine tödlichen Medikamente, sondern Mitgefühl und Beistand. "Das Gesetz ist ein Risiko für viel zu viele Menschen gegenüber den viel zu wenigen, die wirklich eine Wahl hätten", glaubt Eileen Geller, Hospizschwester und Sprecherin einer Vereinigung von Gegnern des Gesetzes.

Sterbehilfe im Großteil der USA strafbar

Washington und Oregon sind die einzigen US-Staaten mit einer dezitierten Erlaubnis zur - wenn auch nicht aktiven - Sterbehilfe.  In den Staaten Montana, Nevada, Utah und Wyoming gibt es keine Gesetze gegen die Sterbehilfe. In allen übrigen US-Bundesstaaten ist sie strafbar. Der Oberste Gerichtshof der USA hatte es 2006 den einzelnen Staaten überlassen, Regelungen der Hilfe zur Selbsttötung zu beschließen. In Washington stimmten im November fast 60 Prozent der Wähler für das Gesetz.

(Ag./Red.)

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