Junkies vertreiben oder sich einfach arrangieren?

„Dealer raus“, skandieren die einen. „Wir bleiben alle“, die anderen.

BERLIN(e.m.).  Schauplatz ist das Kottbusser Tor in Kreuzberg, wohin sich in den letzten 20 Jahren die Berliner Drogenszene verlagert hat. Anrainer protestieren gegen die Verhältnisse: Spritzen in der Sandkiste, Dealer sprechen Kinder auf dem Schulweg an. Auf der anderen Seite stehen Aktivisten, die in der Vertreibung der Drogenabhängigen keine Lösung sehen.

Besonders hoch gehen die Emotionen, seit ein grüner Bezirksbürgermeister vor Kurzem angekündigt hat, eine Fixerstube in einem Wohnhaus einrichten zu wollen. Und zwar just in jenem Gebäude, in dem der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, wohnt. Der windet sich. Es herrscht eine gewisse Ratlosigkeit.

Im Prinzip gibt es in Berlin keine große öffentliche Drogenszene, sondern mehrere kleinere Treffpunkte, an denen sich nicht mehr als 50 bis 100 Abhängige zum gleichen Zeitpunkt aufhalten. Dort wird gedealt und teils auch konsumiert. Die Mehrheit der Süchtigen bewegt sich in privaten, verdeckten Szenezusammenhängen. Die Stadt stellt drei Drogenkonsumräume zur Verfügung, in denen kontrollierter, „sauberer“ Drogenkonsum möglich ist.

15 Gramm sind okay

In Berlin leben schätzungsweise 10.000 Opiatabhängige (insgesamt 165.000 Konsumenten illegaler Drogen). Der erlaubte Besitz von Cannabis wurde vor einigen Jahren von sechs auf zehn bis 15 Gramm hinaufgesetzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2009)

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