Die Drogenhölle liegt im Herzen der Bankenmetropole. Junkies setzen sich die Spritze in aller Öffentlichkeit.
ZÜRICH (ger). Dealer handeln in Zürich so selbstverständlich mit Heroin, als würden sie Sandwiches verkaufen – der hässliche Schandfleck des sauberen Alpenlandes. Das war vor 16 Jahren.
Der europaweit bekannte „Needlepark“ wurde 1992 von der Polizei geräumt. Das Ende war zugleich der Anfang einer nüchternen Drogenpolitik der Schweiz. Schwerstsüchtige erhalten seit 1994 unter ärztlicher Kontrolle und Aufsicht jeden Tag in den „Fixerstüblis“ vom Staat kostenlos Heroin sowie saubere Spritzen. Was als wissenschaftlicher Versuch gestartet ist, hat sich durchgesetzt: 1300 Personen stehen derzeit in einem Heroinprogramm, 20.000 beziehen die Ersatzdroge Methadon.
Cannabisverbot bleibt
Heroin vom Staat, das ist der umstrittene Teil der offiziellen Drogenpolitik. Diese umfasst jedoch auch Prävention, Therapie, Repression. Heute besteht vor allem kein offener Drogenhandel mehr. Das zu Beginn heiß umkämpfte Konzept steht nach den positiven Erfahrungen auf festem politischen Boden.
Das Viersäulenprinzipist im neuen Betäubungsmittelgesetz verankert. 68 Prozent der Eidgenossen stimmten bei einem Referendum im letzten November dem Gesetz zu. Doch die Grenzen sind gezogen: Konsum und Anbau von Cannabis bleiben verboten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2009)