Nach dem Schnee das Regenchaos

Ron Jeblonski uses a snow blower to clear snow from his driveway in South Buffalo
Ron Jeblonski uses a snow blower to clear snow from his driveway in South Buffalo(c) REUTERS (AARON INGRAO)
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Die Schneekatastrophe im US-Bundesstaat New York hat zwölf Menschenleben gefordert. Jetzt folgen auf den sogenannten Lake effect Überschwemmungen und neue Gefahren.

Ottawa. Mindestens zwölf Todesopfer, Dutzende Dächer, die unter der Schneelast einstürzten, gesperrte Highways – und jetzt neues Ungemach für die Region Buffalo im US-Staat New York. Nach dem Wintereinbruch mit unheimlichen Schneemassen setzten am Wochenende Regen und Tauwetter mit bis zu 15 Grad Celsius ein. Die Bewohner Buffalos und die Behörden stellen sich auf Überschwemmungen ein. Und sie fürchten, dass der Regen die auf den Dächern ruhende Schneelast um viele Tonnen erhöhen und weitere Dächer zum Einsturz bringen wird.

Drei Tage lang hatte der Schneesturm Buffalo heimgesucht. In dieser Zeit waren mehr als 200 Zentimeter Schnee gefallen – so viel wie sonst im ganzen Winter. Erst am Freitag hatte der Sturm nachgelassen und den Menschen am Ostende des Eriesees eine Pause gegönnt, die aber keine Verschnaufpause war. Denn der Schnee musste geräumt werden. Bereits am ersten Tag, so berichtete die County-Verwaltung, waren 24.000 Tonnen – oder 24 Millionen Kilogramm – Schnee mit Lastwagen weggeschafft worden, um wenigstens die Hauptstraßen passierbar zu machen.

Pausenlos waren Räumdienste am Samstag im Einsatz. Sie bemühten sich, die Gullies freizuräumen, um den Abfluss des Schmelzwassers zu ermöglichen. New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo schickte Räumfahrzeuge nach Buffalo, die aufgrund ihrer massiven Räder in Wasser bis zu 1,5 Meter Höhe fahren können, wie es in den entsprechenden Berichten heißt. „Wir bereiten uns auf mehr Überschwemmungen vor, als wir seit Langem gesehen haben“, sagte Cuomo.

Die Bilanz bis Sonntagmorgen war erschreckend. Mindestens zwölf Menschen sind ums Leben gekommen, die meisten von ihnen durch Herzinfarkt, der sie beim Schneeschaufeln traf. Aber nicht nur das. Mehrere Menschen starben allein in ihren unter Schneemassen begrabenen Autos. Eine 90 Jahre alte Frau starb, als sie zusammen mit anderen Bewohnern ein Senioren- und Pflegeheim in Cheektowaga, der Nachbarstadt von Buffalo, verlassen musste. Vermutlich war der Stress zu viel für die alte, kranke Dame. Das Wohnheim musste evakuiert werden, weil sich das Dach unter der Schneelast verbogen hatte und einzustürzen drohte.

Gebäude werden überwacht

Auch am Wochenende waren noch zahlreiche Menschen in ihren von Schneewänden umgebenen Häusern eingeschlossen. Befürchtet wurde, dass in Autos noch weitere Todesopfer entdeckt werden könnten. Hunderte Gebäude werden überwacht, um bei Anzeichen von Gefahr Evakuierungen zu veranlassen. Von 30 „größeren“ Dacheinstürzen berichteten US-Medien zufolge die Behörden, vor allem auf Farmen und an Häusern mit Flachdächern, hinzu kämen bis zu 100 „geringere“ Einstürze. Die Einwohner wurden gewarnt, auf knarrende Geräusche und Risse in Wänden zu achten.

Ein Wetterphänomen, das als Lake effect bezeichnet wird, hatte Buffalo die Schneemengen beschert, während die nur rund 150 Kilometer entfernte kanadische Millionenstadt Toronto weitgehend verschont blieb. „Anhaltend kalter Wind vom Westen und die Lage der Großen Seen ist dafür verantwortlich“, erläutert Peter Kimbell, Meteorologe des kanadischen Umweltministeriums. Die Luft stieg nach oben und entlud sich am Ende des Sees mit einem heftigen, dauerhaften Schneefall. Am Samstag drehte der Wind: Der wärmere Wind aus Südwesten bringt nun warme Temperaturen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2014)

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