Ferguson-Todesschütze: "Habe Job richtig gemacht"

Demonstranten setzen ein Polizeiauto in Brand.
Demonstranten setzen ein Polizeiauto in Brand.(c) Reuters (Adrees Latif)
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US-Präsident Obama verurteilt die Ausschreitungen in der US-Kleinstadt Ferguson. Der Polizist Darren Wilson, der den schwarzen Jugendlichen Michael Brown erschossen hat, behauptet, "ein reines Gewissen" zu haben.

Aus Wut darüber, dass der weiße US-Polizist Darren Wilson für seine Todesschüsse auf den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown nicht angeklagt wird, ist es in mehreren US-Städten erneut zu Protesten gekommen. In New York gingen in der Nacht auf Mittwoch Hunderte auf die Straße. "Schickt den rassistischen Polizisten ins Gefängnis", riefen die Menschen. Auch in Los Angeles gab es Proteste, nach Angaben lokaler TV-Sender wurden drei Menschen festgenommen.

Die Demonstrationen verliefen zunächst aber überwiegend friedlich. In der Kleinstadt Ferguson, wo der unbewaffnete schwarze Teenager vor drei Monaten von dem weißen Polizisten Wilson niedergeschossen worden war, versammelten sich erneut zwischen 200 und 300 Menschen vor der Polizeistation. Als die Polizei die Menge aufforderte, die Straße zu räumen, kam es nach Angaben eines Reporters zu mindestens zwei Festnahmen. Auch in Atlanta, Boston, Denver und Dallas gab es Proteste, wie der TV-Sender CNN berichtete.

In Ferguson waren in der Nacht auf Dienstag schwere Unruhen ausgebrochen. Es gab Plünderungen, Häuser wurden in Brand gesetzt. Auslöser war die Entscheidung einer Geschworenenjury, dass Wilson nicht angeklagt wird.

"Das sind kriminelle Akte"

US-Präsident Barack Obama hat die Gewalt in Ferguson scharf verurteilt. Es gebe "keine Entschuldigung" dafür, Gebäude und Fahrzeuge anzuzünden, Eigentum zu zerstören und "Menschen in Gefahr zu bringen", sagte Obama am Dienstag (Ortszeit) in Chicago. "Das sind kriminelle Akte." Der US-Präsident forderte zudem, dass alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Er habe kein Verständnis für Menschen, die "ihre eigenen Gemeinden zerstören", sagte der US-Präsident.

Obama verwies aber auch auf Polizeigewalt und juristische Ungerechtigkeit gegenüber Minderheiten in den USA. "Dieses Problem ist nicht ein Ferguson-Problem, das ist ein amerikanisches Problem." Zugleich kündigte Obama Gespräche mit Betroffenen an. Zur Entscheidung der Geschworenenjury in Ferguson wollte sich der Präsident aber nicht äußern.

"Job richtig gemacht"

Unterdessen hat sich auch der Todesschütze zu Wort gemeldet. Er würde wieder so handeln, sagte US-Polizist Wilson. Er habe ein "reines Gewissen", weil er wisse, dass er seinen Job "richtig gemacht" habe, behauptete Wilson im Gespräch mit dem US-Sender ABC.

Danach gefragt, ob er auch so gehandelt hätte, wenn Brown weiß gewesen wäre, sagte der Polizist: "Ja, (...) keine Frage." Es war das erste Mal, dass sich Wilson öffentlich zu dem tödlichen Vorfall vom 9. August äußerte.

Wilson sagte dem Sender, er habe um sein Leben gefürchtet und deshalb auf den 18-jährigen Brown geschossen. Er beschrieb den Teenager als "kräftigen" Typen. "Er wollte mich töten", sagte der Polizist. Er habe befürchtet, dass Brown ihm seine Dienstwaffe entreißen und sie auf ihn richten könnte. Dass ihn die Tat verfolge, glaube er nicht, sagte Wilson. Der Vorfall werde etwas bleiben, das ihm nun einmal passiert sei.

(APA/AFP/dpa)

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