GOCE-Start sieben Sekunden vor Lift-Off abgebrochen

Symbolbild - Start der Galileo-Sonde
Symbolbild - Start der Galileo-Sonde(c) EPA (Esa/ho)
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Anscheinend löste sich die Rakete nicht vom Service-Turm. Am Dienstag soll der nächste Startversuch unternommen werden. GOCE soll das Gravitationsfeld der Erde vermessen.

Auch der dritte Anlauf Europas, seinen neuartigen Satelliten GOCE ins All zu schicken, ist in letzter Sekunde gescheitert. Der Satellit zur Erdbeobachtung sollte am Montag um 15:22 Uhr vom russischen Weltraumbahnhof Plessezk an Bord einer Rockot-Trägerrakete starten. Nur sieben Sekunden vor dem Ablauf wurde der Countdown gestoppt. Nach einem Bericht von BBC News hatte sich die Rakete nicht ausreichend vom Service-Turm entfernt. Das Problem seit mechanischer oder elektrischer Natur. Rakete und Satellit seien unbeschadet. Wenn das Problem behoben werden kann, soll am Dienstag ein neuer Anlauf genommen werden.

Schon im Herbst gab es Probleme

Im vergangenen September und Oktober musste der Start des neuartigen Raumfahrzeugs, das mit einem elektronischen Ionenantrieb gesteuert wird, bereits zweimal in letzter Minute abgebrochen werden. Damals gab es technische Probleme mit der Trägerrakete. Das Wetter war am Montag perfekt für den Start, über dem Weltraumbahnhof 900 Kilometer östlich von Moskau strahlte blauer Himmel. Dass ein neuer Anlauf für Dienstag anvisiert wurde, deutete darauf hin, dass die Probleme nicht gravierend sein könnten.

Extrem niedriger Orbit

GOCE soll in einer extrem niedrigen Umlaufbahn von 260 Kilometern kreisen und das Schwerefeld der Erde mit bislang unerreichter Genauigkeit vermessen und kartographieren. Die ESA sieht in dem 350 Millionen Euro teuren Projekt einen Meilenstein, mit dem wertvolle Erkenntnisse unter anderem für die Klimaforschung gewonnen werden. Der Name GOCE steht für Gravity Field and Ocean Circulation Explorer. Die Auswertung der Daten, aus deren Analyse sich die Wissenschafter auch verbesserte Klimamodelle erhoffen, erfolgt auch an der TU Graz. Die Thermoisolation und elektronische Bauteile kommen aus den Labors von Austrian Aerospace.

Neue Erkenntnisse über Erderwärmung

"Wir erhalten unerreichten Aufschluss über Ozeanzirkulationen und Erdbewegungen, so dass etwa Erdbeben oder Vulkanausbrüche genauer vorhergesagt werden können", sagt der Leiter der ESA-Missionsanalyse, Uwe Feucht, vor dem abgebrochenen Start. "Die Daten können in Klimamodelle eingespeist werden und helfen so zu verstehen, welche künftigen Auswirkungen die Erderwärmung haben kann."

Komplette Neuentwicklung

Um den Flug in der extrem niedrigen Umlaufbahn zu ermöglichen, musste die ESA gemeinsam mit 45 europäischen Unternehmen einen völlig neuen Satellitentypen entwickeln: Er hat die Form einer schlanken Pfeilspitze und ist fünf Meter lang. Mit seinen 1,1 Tonnen Gewicht erreicht er eine Fluggeschwindigkeit von knapp 29.000 Kilometern pro Stunde, wenn er denn im Orbit ausgesetzt wird. Der Satellit war vor dem Start in einwandfreiem Zustand. Von der ESA gab es grünes Licht und das automatische Verfahren zur Beförderung war in Gang gesetzt, als der Countdown um 15:21 Uhr gestoppt wurde.

(Ag./Red.)

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