Berlin: Maskierte überfallen KaDeWe im Weihnachtstrubel

Das KaDeWe wurde nach dem Überfall evakuiert und vorübergehend geschlossen.
Das KaDeWe wurde nach dem Überfall evakuiert und vorübergehend geschlossen. REUTERS
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Vier Maskierte hatten es in dem gut besuchten Luxuskaufhaus auf die Vitrinen eines Juweliers abgesehen. Sie versprühten Reizgas und verletzten so elf Menschen.

Mitten im Weihnachtstrubel haben am Vormittag des vierten Adventssamstags mehrere Maskierte das Luxuskaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin überfallen. Sie sprühten einem Sicherheitsmann Reizgas ins Gesicht, zerschlugen Schmuckvitrinen bei einem Juwelier und flohen dann in einem dunklen Auto, wie ein Polizeisprecher sagte. Schüsse seien nicht gefallen.

Laut Feuerwehr versorgte der Rettungsdienst elf Menschen am KaDeWe, darunter ein kleines Kind. Sie sollen Reizgas eingeatmet haben. Fest steht laut Polizei: "Es wurde Beute gemacht." Wie viel und was die Räuber mitnahmen, blieb aber zunächst unklar.

Die Täter - ersten Erkenntnissen zufolge waren es vier Männer - gelangten über einen Seiteneingang in Deutschlands berühmtestes Kaufhaus. Der Überfall geschah etwa eine Stunde nach Öffnung des Hauses in der Nähe des Kurfürstendamms. An Wochenenden und speziell kurz vor Weihnachten ist es besonders gut besucht. "Es gibt viele Zeugen", hieß es bei der Polizei.

Zunächst hatten Medien berichtet, es sei auch ein Schuss gefallen. "Ich weiß nichts von Waffen", sagte eine Polizeisprecherin dazu. Zur Frage, womit die Vitrinen eingeschlagen wurden, gebe es unterschiedliche Zeugen-Aussagen.

KaDeWe blieb nur kurz geschlossen

Das KaDeWe wurde nach dem Überfall zunächst geschlossen - aber nur wenig später wieder geöffnet. Der Berliner Einzelhandel blickt mit Sorge auf die Zunahme von spektakulären Raubüberfällen den vergangenen Monaten.

Beim bisher bekanntesten KaDeWe-Coup - im Jänner 2009 - waren die Täter außerhalb der Öffnungszeiten eingedrungen. Sie brachen nachts ein und stahlen Uhren und Schmuck im Millionenwert. Festgenommene tatverdächtige Zwillinge wurden danach wieder freigelassen, weil eine DNA-Spur keinem der Männer eindeutig zugeordnet werden konnte. Zuletzt waren Anfang August Unbekannte an einem Sonntagmorgen in das KaDeWe eingebrochen und hatten teure Uhren gestohlen.

Der Überfall am Samstag ereignete sich genau ein Vierteljahr nach dem Raubüberfall auf einen Geldboten vor einem nahe gelegenen Apple-Geschäft. Auch in diesem Fall hatten sich die Täter den Samstags-Geschäftstrubel zunutze gemacht.

Kaufhaus des Westens

Das KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin wurde 1907 eröffnet. Täglich kommen mehr als 180.000 Kunden aus der ganzen Welt. Mehr als 60.000 Quadratmeter Verkaufsfläche stehen bereit. Das Haus am Wittenbergplatz an der Tauentzienstraße, unweit vom Kurfürstendamm (Kudamm), ist Konsumtempel, aber auch beliebte Touristenattraktion. Anziehungspunkt ist vor allem die Gourmet-Abteilung in der 6. Etage.

1905 beauftragte Kommerzienrat Adolf Jandorf den Architekten Johann Emil Schaudt mit dem Bau. Das Warenhaus öffnete dann zwei Jahre später die Tore.

In der Nazi-Zeit wurden die jüdischen Eigentümer, die Kaufmannsfamilie Hermann Tietz, zum Verkauf gezwungen. Im Zweiten Weltkrieg brannte das Haus nach dem Absturz eines amerikanischen Flugzeugs aus. 1950 wurden die ersten beiden Etagen wiedereröffnet.

2010 hatte US-Investor Nicolas Berggruen die Karstadt Warenhaus GmbH mit dem KaDeWe übernommen. 2012 gingen die Immobilien an die Signa-Holding des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko. 2013 erwarb er dann die Mehrheit an den lukrativsten Teilen von Karstadt - den Sporthäusern und den Luxus-Häusern mit dem KaDeWe.

(APA/dpa/AFP)

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