New York: Zwei Polizisten in Streifenwagen erschossen

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Der Täter, ein 28-jähriger Afroamerikaner, tötete sich wenig später selbst. Es sei unklar, ob die Tat in Zusammenhang mit den jüngsten Protesten gegen Polizeigewalt in den USA steht.

Ein Mann hat in New York zwei Polizisten erschossen und sich dann selbst getötet. Die Beamten seien in ihrem Streifenwagen erschossen worden, sagte New Yorks Polizeichef Bill Bratton am Samstag. Terrorismus schloss Bratton als Motiv aus. Die Tat steht aber möglicherweise im Zusammenhang mit mehreren Todesfällen von schwarzen Opfern durch Polizeigewalt.

Medienberichten zufolge soll der Angreifer im Internet Rache für die Opfer angekündigt haben. US-Justizminister Eric Holder verurteilte die Tat auf das Schärfste. Es handle sich dabei um einen "unsäglichen Akt der Barbarei", teilte Holder am Samstagabend (Ortszeit) mit. Der Minister nannte die Tat einen "feigen Angriff".

"Ohne Warnung, ohne Provokation", seien die beiden Beamten aus dem "Hinterhalt überfallen" und "einfach ermordet" worden, sagte Bratton bei einer Pressekonferenz. Ermittlungen seien im Gange. Die Bluttat ereignete sich am Nachmittag im Viertel Bedford-Stuyvesant im Stadtteil Brooklyn.

Obama: "Die Beamten verdienen Dankbarkeit"

US-Präsident Barack Obama hat die Ermordung zweier Polizisten in New York scharf verurteilt. "Zwei mutige Männer werden heute Abend nicht zu ihren Lieben nach Hause zurückkehren und dafür gibt es keine Rechtfertigung", sagte Obama laut einer Mitteilung des Weißen Hauses. "Die Beamten, die unseren Gemeinden dienen und sie beschützen, riskieren für uns jeden Tag ihre Sicherheit".

Dafür verdienten sie Respekt und Dankbarkeit. "Ich bitte die Menschen darum, Gewalt und Wörter zu verdammen, die verletzen".

Keine Chance auf Gegenwehr

Bei dem Angreifer handle es sich um einen 28-Jährigen namens Ismaaiyl Brinsley, sagte Bratton. Brinsley sei an den Wagen herangetreten und habe mehrmals durch das Beifahrerfenster auf die Polizisten auf den Vordersitzen gefeuert. Die Beamten hätten keine Chance auf Gegenwehr gehabt und den Schützen wahrscheinlich nicht einmal kommen sehen.

Brinsley sei dann zu Fuß in eine U-Bahnstation geflüchtet. Dort habe er sich selbst mit einem Kopfschuss getötet. Neben der Leiche sein eine halbautomatische Waffe gefunden worden, sagte Bratton. Nach Informationen der Zeitung "New York Times" gehört der mutmaßliche Täter einer kriminellen Bande in Baltimore an. Vor der Tat in Brooklyn habe er seine Freundin angeschossen.

Weiteren Medienberichten zufolge kündigte er wenige Stunden vor der Tat auf der Online-Plattform Instagram an, dass er Polizisten töten wolle. "Sie haben 1 von uns genommen... Lasst uns 2 von ihnen nehmen", hieß es demnach neben einem Foto von einer silbernen Faustfeuerwaffe mit Bezug auf die Todesfälle der beiden Schwarzen Eric Garner und Michael Brown, die durch Polizeigewalt starben.

Auslöser unter anderem auch Ferguson

Mehrere Todesfälle von schwarzen Opfern durch Polizeigewalt hatten in den USA zuletzt für Empörung gesorgt und Mitte Dezember zu landesweiten Massenprotesten geführt. In mehreren Fällen von tödlicher Polizeigewalt wurde die Strafverfolgung der Täter von sogenannten Grand Jurys gestoppt, die überwiegend aus weißen Laienrichtern gebildet waren. Bei Protestmärschen tausender Menschen in New York, Washington, Boston und mehreren kalifornischen Städten wurde daher insbesondere eine grundlegende Reform des Justizsystems gefordert.

Auslöser der Proteste war unter anderem die Tötung des 18-jährigen Michael Brown in der Kleinstadt Ferguson im August und die des sechsfachen Familienvaters Eric Garner im Juli in New York. Beide waren unbewaffnet - ebenso wie der im November in Cleveland getötete zwölfjährige Tamir Rice, dem eine Spielzeugwaffe zum Verhängnis wurde, und der 2012 von einem Nachbarschaftswachmann in Florida erschossene 17-jährige Trayvon Martin.

Die tödlichen Schüsse auf die Polizisten lösten in New York Bestürzung aus. Im Kurznachrichtendienst Twitter schrieb ein Kollege der getöteten Beamten vom 66. New Yorker Kommissariat in Brooklyn: "Unsere Gebete sind bei unseren Kameraden, die in Ausübung ihres Dienstes umgebracht wurden." New Yorks Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman twitterte, seine Gedanken seien bei den Familien der bei eine "schrecklichen Gewalttat" getöteten Beamten.

Der schwarze Bürgerrechtler Al Sharpton nannte es in einer Erklärung "verwerflich", die Namen Eric Garners oder Michael Browns als Rechtfertigung für Gewalt oder im Zusammenhang mit Polizistenmorden zu benutzen. Auf Twitter schrieb Sharpton: Das Prinzip "Auge um Auge lässt die Welt blind zurück."

(APA/dpa)

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