Tausende gedenken der Tsunami-Opfer

Trauer um die Opfer des Tsunamis vom 26. Dezember 2004 - hier in einer Moschee in Banda Aceh in Indonesien.
Trauer um die Opfer des Tsunamis vom 26. Dezember 2004 - hier in einer Moschee in Banda Aceh in Indonesien.(c) REUTERS
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Rund um den Indischen Ozean wird der Tsunami-Katastrophe von vor zehn Jahren gedacht. Neben der Trauer steht auch der Dank für die Hilfe im Zentrum.

Mit bewegenden Gedenkgottesdiensten und Schweigeminuten haben Tausende Menschen rund um den Indischen Ozean der Opfer des verheerenden Tsunami vor zehn Jahren gedacht. Die Riesenwellen hatten in 14 Ländern rund 250.000 Menschen in den Tod gerissen. Neben dem Erinnern an die Toten stand auch der Dank für die Hilfe aus aller Welt im Fokus.

"Ich habe noch nie eine so außergewöhnliche Solidarität und Großzügigkeit erlebt", sagte Indonesiens Vizepräsident Jusuf Kalla am Freitag bei einer Gedenkveranstaltung in Banda Aceh.

"Ich bete für alle Opfer"

In Indonesien kamen die Menschen schon in der Nacht und am frühen Morgen in zahlreichen Moscheen zusammen. Viele von ihnen weinten und klagten. Andere gingen zu den Massengräbern, um zu beten. "Ich habe im Tsunami zwei Kinder verloren, aber ich weiß nicht, wo sie beerdigt sind", sagte die 51 Jahre alte Maimunah an einem Massengrab. "Aber hier bete ich für alle Opfer", erklärte sie.

Aceh war die am schlimmsten betroffene Region. Etwa 170.000 Menschen starben dort; große Teile der Provinzhauptstadt Banda Aceh waren nur noch Trümmerteile und Mauerreste. Das gewaltige Erdbeben, das den Tsunami am zweiten Weihnachtsfeiertag auslöste, ereignete sich vor der indonesischen Insel Sumatra, an dessen Spitze Aceh liegt. Die Wellen türmten sich an der Küste Indonesiens bis zu 20 Meter hoch auf. Ausläufer waren sogar bis Madagaskar und Tansania sichtbar.

Touristen kehren zurück

In der Touristenregion von Khao Lak in Südthailand beteten deutsche Seelsorger am Strand mit mehr als 100 Angehörigen von Opfern und Überlebenden. "Viele Wunden sind verheilt, aber viele Wunden wirken nach", sagte Seelsorger Uwe Rieske. "Viele Menschen sagen auch, dass sie an Stärke gewonnen haben." Der damals 15-jährige Ben Atreu Flegel hatte die Katastrophe miterlebt. "Mein Blut ist in diese Erde geflossen", sagte er. Er konnte sich schwer verletzt retten. Seine Großeltern kamen um.

Unter den rund 8000 Toten in Thailand waren mehr als 1000 ausländische Touristen, die in der Region Khao Lak Weihnachtsurlaub machten. Insgesamt starben 86 Österreicher in der Flutwelle, vor allem in Thailand und Sri Lanka. Viele Angehörige der umgekommenen Touristen waren zum zehnten Jahrestag zum ersten Mal wieder in Thailand. Familien, Freunde, Ehepaare standen dort in stillem Gedenken an verlorene Eltern, Kinder, Geschwister und Bekannte minutenlang am Strand. Anders als vor zehn Jahren, als die Katastrophe bei strahlendem Sonnenwetter hereinbrach, ging am Freitag erst Nieselregen und dann ein heftiger Wolkenbruch nieder. "Der Himmel weint mit", hieß es.

Katastrophenzug nach Unglück restauriert

In Sri Lanka fuhr ein Sonderzug mit Überlebenden bis zu genau der Stelle in Peraliya, wo damals eine gewaltige Welle den Zug traf. Unterwegs waren sie mit der Lok und Waggons von damals, wie Organisator Ralph Gunawardena sagte. Der Zug sei nach dem Unglück restauriert worden. Die tonnenschweren Waggons waren aus den Schienen gerissen und weit ins Landesinnere gespült worden. Rund 1.600 Menschen starben in dem Zug. Die überlebenden Passagiere - darunter auch der Schaffner von damals - gedachten in einer religiösen Zeremonie der Opfer. Einige brachten alte Fahrkarten von damals und Fotos der Toten mit.

>> Zum Artikel über den größten Eisenbahnunfall der Geschichte, ausgelöst durch den Tsunami

In Indien trafen sich die Menschen zu interreligiösen Gebeten, etwa auf den schwer getroffenen Andamanen und Nikobaren. Vor dem Tsunami-Denkmal in der größten Inselstadt Port Blair gedachten sie zwei Minuten lang der Toten, wie Distriktsprecher Arun Kumar Jha erklärte. Im Süden des Subkontinents setzten viele Dorfbewohner Süßigkeiten und Blumen ins Meer. In staatlichen Schulen sei der toten Kinder gedacht worden, sagte Vanaja Soundrabai von der örtlichen Hilfsorganisation Sneha.

Tänze als Dank für die Spenden

Um sich für die Spenden aus aller Welt zu bedanken, führten junge Indonesier in Banda Aceh Tänze in traditioneller Kleidung auf. Andere trommelten auf einer Bühne auf dem Platz Blang Padang im Zentrum von Banda Aceh, direkt neben einer Tsunami-Skulptur in Wellenform. Vizepräsident Kalla sagte dort: "Sogar die Kinder aus aller Welt, von Deutschland bis zu den Vereinigten Staaten, haben ihre Sparschweine geknackt und das Geld den Tsunami-Opfern geschickt."

(APA/dpa)

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