Fährunglück: Kapitän verließ das Schiff als Letzter

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Die Passagiere konnten die "Norman Alantic" verlassen.APA/EPA/LUCA TURI
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Die "Norman Atlantic" ist evakuiert worden, mindestens acht Menschen kamen ums Leben. Die Behörden vernehmen Besatzungsmitglieder.

Der Kapitän der Sonntagfrüh in Brand geratenen Adria-Fähre "Norman Atlantic", Argilio Giacomazzi, hat am Montag um 14.50 das Schiff verlassen. Dies teilte die italienische Küstenwache mit. Damit sei die Evakuierung offiziell abgeschlossen. Zuvor waren alle Passagiere und die weiteren Besatzungsmitglieder von Bord gebracht worden. Insgesamt hatten sich 478 Personen auf dem Schiff befunden.

Der 62-jährige Italiener Giacomazzi aus der ligurischen Hafenstadt La Spezia gilt als erfahrener Kapitän, der auf eine 40-jährige Karriere zurückblicken kann. Sein Engagement zur Rettung aller Passagiere wurde von Premier Matteo Renzi bei einer Pressekonferenz in Rom gelobt. Renzi dankte den Rettungseinheiten der italienischen Marine und der Küstenwache für die geleistete Arbeit. Er sprach den Familien der Topdesopfer sein Beileid aus.

Das Schiffsunglück hat bisher mindestens acht Menschen das Leben gekostet, berichtete Renzi. Zur Identität der Toten gab es zunächst keine weiteren Angaben. Zu den Toten könnten ein armenischer Priester und eine Frau zählen, berichten Augenzeugen. Vier Leichen waren am Montag aus dem Wasser geborgen worden, ein Grieche starb am Sonntag kurz nach seiner Bergung aus dem Meer.

Ermittlungen begonnen

Die italienischen Justizbehörden, die zu dem Unglück ermitteln, haben inzwischen zwei Besatzungsmitglieder der "Norman Atlantic" vernommen, die in ein Krankenhaus nahe der Stadt Lecce eingeliefert wurden. Befragt wurden ein Italiener und ein Grieche, die an Bord des Schiffes Dienst geleistet hatten.

Ein Vorarlberger, der an Bord der in Brand geratenen griechischen Mittelmeer-Fähre "Norman Atlantic" war, ist nun auch in Sicherheit. Der Mann wurde von dem italienischen Marineschiff "San Giorgio" aufgenommen, sagte Martin Weiss, der Sprecher des österreichischen Außenministeriums am Montagnachmittag.

Die Mutter des Vorarlbergers war bereits zuvor stark unterkühlt geborgen worden. Sie wurde in ein Krankenhaus in Süditalien gebracht, auch ihr erwachsener Sohn dürfte nun nach Italien unterwegs sein.

Nach wie vor keinen Kontakt gab es zu einem Salzburger, der für die Griechenlandhilfe unterwegs war und sich am Sonntag noch von Bord des brennenden Schiffes gemeldet hatte.

Feuer ist unter Kontrolle

Das Marine-Schiff "San Giorgio" übernahm am Sonntagabend die Einsatzleitung. Die Flammen an Bord der Fähre seien unter Kontrolle, meldete die Nachrichtenagentur ANSA. Es könnte jedoch weitere Glutnester im Inneren des Schiffes geben, und es qualme weiter. Wohin die Fähre geschleppt wird, war noch nicht ganz klar - möglicherweise ins süditalienische Brindisi.

Norman Atlantic in Flammen
Norman Atlantic in FlammenReuters

Überbelastung als mögliche Ursache

Griechische Lkw-Fahrer an Bord der Fähre machten die Überbelastung des Schiffes für den Brand verantwortlich. An Bord des Schiffes befanden sich unzählige mit Olivenöl beladene Lkw. Die italienische Reederei Visentini berichtete, dass die Fähre erst am 19. Dezember eine Inspektion, bei der auch die Brandschutztüren überprüft wurden.

Bei der Inspektion sei eine "leichte Fehlfunktion" aufgefallen, die aber "zur Zufriedenheit der Inspektoren" behoben worden sei, versicherte Visentini. Die Autofähre "Norman Atlantic", die zwischen Griechenland und Italien im Einsatz war, hatte Platz für 490 Passagiere, war also nicht überbucht. Visentini sagte seine Zusammenarbeit bei den Ermittlungen zu.

Der Brand war Sonntagfrüh vermutlich auf dem Autodeck ausgebrochen, als das Schiff nordwestlich der Insel Korfu war. Die Fähre der griechischen Anek Lines war auf dem Weg von Patras in Griechenland nach Ancona in Italien. 478 Menschen waren an Bord.

Nach offiziellen Angaben starb ein Grieche beim Sprung von Bord. Mehrere Menschen, darunter eine Schwangere und Kinder, kamen ins Krankenhaus. Die meisten Menschen wurden mit Hubschraubern gerettet und auf andere Schiffe gebracht, die zur Hilfe geeilt waren.

(c) APA

(APA)

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