Costa Concordia: Staatsanwalt fordert 26 Jahre Haft

Archivbild: Costa Concordia-Kapitän Francesco Schettino im Gerichtssaal von Grosseto.
Archivbild: Costa Concordia-Kapitän Francesco Schettino im Gerichtssaal von Grosseto.(c) APA/EPA/ENZO RUSSO
  • Drucken

Letzter Tag der Schlussplädoyers: Die Anklage wirft Kapitän Schettino vor, ein "unbedachter Optimist" zu sein, der seine Fähigkeiten überschätzte.

Die Staatsanwaltschaft von Grosseto fordert 26 Jahre und drei Monate Haft für Francesco Schettino, Kapitän des 2012 verunglückten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia. Im Prozess in Grosseto, in dem sich der 54-Jährige wegen des Unglücks mit 32 Toten verantworten muss, wurden am Montag die drei Tage dauernden Schlussplädoyers der Ankläger beendet.

"Es ist keine übertriebene Strafe für Schettino", sagte Staatsanwältin Maria Navarro. Der Kapitän sei zwar unbescholten, verdiene jedoch keine Strafmilderung. Die Staatsanwaltschaft forderte darüber hinaus, Schettino wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft zu nehmen. Der Kapitän besitze eine Wohnung in der Schweiz und habe viele Verbindungen ins Ausland.

Der Costa-Concordia-Kapitän habe nie seine Verantwortung zugegeben, sondern Crewmitglieder belastet. "Er hat sich selber in diese verzweifelte Lage versetzt", sagte Navarro. Schettino wird von der Staatsanwaltschaft für mehrfache fahrlässige Tötung, Körperverletzung, Schiffbruch, Verlassen des Schiffes, Verlassen von behinderten Personen und falsche Angaben an die Behörden verantwortlich gemacht. Die Staatsanwaltschaft will auch ein lebenslanges Berufsverbot für den Kapitän, der am Montag nicht bei der Verhandlung anwesend war.

"Unangebrachte und konfuse Befehle"

In den Augen der Staatsanwaltschaft ist Schettino ein "unbedachter Optimist", der seine Fähigkeiten überschätzt habe. "Gott sei mit Kapitän Schettino barmherzig, weil wir es nicht sein können", sagte Ankläger Stefano Pizza in seinem Schlussplädoyer. Die Staatsanwälte hielten dem Kapitän des im Jänner 2012 vor der Insel Giglio auf einen Felsen gelaufenen Kreuzfahrtschiffs Dutzende Fehler vor: Er und seine Crew hätten auf der Costa Concordia bleiben müssen, bis der letzte Passagier von Bord war. Stattdessen habe der Kapitän das Schiff verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen.

Seinen Offizieren habe er konfuse Befehle gegeben. Der Kapitän habe improvisiert und viele Maßnahmen nicht ergriffen, die die Situation hätten retten können. Außerdem habe Schettino nur zögerlich Alarm ausgelöst und bei den Behörden falsche Angaben gemacht. Bei der Havarie sind 32 Menschen ums Leben gekommen. An Bord des Schiffes befanden sich auch 77 Österreicher.

Schettino hat zwar eine Mitschuld eingeräumt, jedoch stets behauptet, seine Crew habe die entscheidenden Fehler gemacht. Vier Crewmitglieder und ein Manager der Reederei Costa Crociere hatten sich vor dem Prozess mit dem Gericht gegen Schuldeingeständnisse auf Haftstrafen bis zu knapp drei Jahren geeinigt. Bei den nächsten Gerichtsverhandlungen werden die Anwälte der Nebenkläger und die Verteidiger sprechen. Ein Urteil könnte Anfang Februar ergehen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Weltjournal

Costa Concordia: "Kapitän verließ Schiff mit trockenen Schuhen"

Im Prozess um die Havarie der Costa Concordia in Grosseto erhob am zweiten Tag der Schlussplädoyers die Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe gegen den Kapitän.
Als er noch ein Kapitän war: Francesco Schettino auf der Brücke der Costa Concordia.
Weltjournal

Costa Concordia: Wie kam der Kapitän ins Rettungsboot?

Francesco Schettino leugnet, auf einem Video bei der Flucht zu sehen zu sein. Er behauptet, in eines der Boote gefallen zu sein.
Francesco Schettino sagt vor Gericht in Grosseto über die Havarie der Costa Concordia aus.
Weltjournal

Costa Concordia: Kapitän wollte Kollegen mit Manöver grüßen

Schettino rechtfertigte seine gefährliche Kursänderung des Schiffs vor Gericht. Strukturelle Mängel hätten die Evakuierung erschwert.
Weltjournal

Costa Concordia: Überreste des letzten Opfers geborgen

Die Leiche des letzten Vermissten, ein indisches Crew-Mitglied, wurde am Montag in einer Kabine entdeckt. Insgesamt 32 Menschen sind bei dem Unglücks gestorben.
Die Costa Concordia ist im Hafen von Genua angekommen
Costa Concordia

Letzte Reise zu Ende


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.