Die nationale Ölfirma plant vor den Atollen nach Erdöl zu suchen. Dies könnte das fragile Ökosystem der Malediven bedrohen, warnt die Meeresschutzorganisation OceanCare in einer aktuellen Kampagne.
Es war ein Wahlversprechen, jetzt sollen die Pläne umgesetzt werden: Die staatliche Ölfirma Maldives National Oil Company (MNOC) wird vor den Atollen der Malediven nach Erdöl suchen. Dies versprach der maledivische Präsident Abdulla Yameen im vergangenen Jahr bei den Präsidentschaftswahlen. Doch die Erdölsuche in den Gewässern vor den Inseln birgt ein hohes Risiko für das fragile Ökosystem sowie Meerestiere. Mit der am Donnerstag veröffentlichten Kampagne "Notruf aus den Malediven" will die Meeresschutzorganisation OceanCare auf das Thema aufmerksam machen.
Betroffen von den seismischen Explorationen wären einige der letzten vorwiegend intakten Unterwasserwelten, heißt es in einem Bericht von OceanCare: "Die Riffe sind bereits durch Übernutzung und Klimawandel stark unter Druck. Nun stellt der Lärm der Erdölsuche eine weitere Gefahr für die Delphine, Schildkröten, Fische und anderen Meerestiere rund um die Malediven dar", so Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. Die Ortung von Ölfeldern unter dem Meeresboden mit Schallkanonen verursacht Lärm mit bis zu 260 Dezibel und kann direkte Verletzungen innerer Organe als auch Verhaltensänderungen der Meerestiere zur Folge haben.
"Geheime" Ölsuche
Die maledivische Regierung plant, die Malediven als Ölförderland zu bewerben, will die Ölsuche an sich aber geheim halten. Bereits im August 2014 hat das deutsche Forschungsschiff „Sonne“ seismische 3D-Voruntersuchungen gemacht, die Ergebnisse sollen bis Ende März ausgewertet werden. Auf die Suche nach Rohöl spezialisierte Unternehmen aus Norwegen und Deutschland wurden gebeten, bei der Auswertung zu helfen.
Weitere seismische Tests und Probebohrungen sollen folgen. Laut MNOC soll ein Großteil des Erdöls den Bedarf der Malediven selber decken. „Es ist zynisch, dass eine Region, die so stark durch die globale Erwärmung bedroht ist, selbst fossile Brennstoffe erschließen möchte“, kritisiert Nicolas Entrup, Sprecher von OceanCare.
Die Meeresschutzorganisation ruft nun die Öffentlichkeit auf, mittels E-Mail-Protest an die Adresse des Tourismus-Ministers der Malediven, die Vorhaben der maledivischen Regierung zu stoppen. Dass dies klappen könnte, zeigt das jüngste Beispiel, als die Organisation gemeinsam mit massiven Protesten der Lokalbevölkerung den Einsatz der gefährlichen Schallkanonen vor den Balearen vorläufig verhinderte. Auch auf den Kanarischen Inseln erwirkte die lokale Bevölkerung den Rückzug des Ölkonzerns Repsol.
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(susa)