Babys 1994 vertauscht: Zwei Millionen Euro Entschädigung

Symbolbild: Neugeborene auf der Geburten-Station..
Symbolbild: Neugeborene auf der Geburten-Station..(c) REUTERS (� Jorge Cabrera / Reuters)
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Die Französinnen Manon und Mathilde wurden vor 20 Jahren nach der Geburt im Krankenhaus vertauscht. Ihre Familien und sie selbst erhalten nun knapp zwei Millionen Euro Entschädigung.

Gut 20 Jahre nach der Vertauschung zweier Babys in Frankreich sollen die betroffenen Familien insgesamt knapp zwei Millionen Euro Entschädigung erhalten. Das hat ein Gericht im südfranzösischen Grasse entschieden, wie die Anwältin der Klinik in Cannes, Sophie Chas, am Dienstag mitteilte. Die Babys waren 1994 in einer Klinik in Cannes vertauscht worden. Erst aufgrund eines Gentests wurde die Verwechselung lange Zeit später bestätigt.

Die betroffenen jungen Frauen werden nach diesem Urteil je 400.000 Euro bekommen, drei der betroffenen Eltern je 300.000 und jedes der drei Geschwister 60.000 Euro. Die Familien hatten mehr als zwölf Millionen Euro Schadensersatz verlangt.

Krankenschwester vertauschte Babys

Die neugeborenen Mädchen Manon und Mathilde wurden im Sommer 1994 in der Klinik in Cannes vertauscht. Das Krankenhaus gibt die Schuld einer Krankenschwester, die angeblich depressiv sowie alkoholkrank gewesen sein soll, berichtet "Spiegel Online". Sie soll sich nicht an die Vorschrift gehalten haben, die Kinder durch ein Armband eindeutig den Eltern zuzuordnen. In einem Brutkasten, wo Manon und Mathilde wegen Gelbsucht behandelt wurden, vertauschte die Krankenschwerster die beiden Mädchen schließlich.

Eine der Mütter, Sophie Serrano, zweifelte von Anfang an. Manon hat einen viel dünkleren Teint, als sie und ihre Mann, sowie krause Haare. Vier Tage nach der Geburt, als ihr das Baby in den Arm gelegt wurde, äußerte sie ihre Zweifel - die Haare ihres Kindes hätten eine völlig andere Länge als bei der Geburt. Das liege an der Wärmelampe im Brutkasten, wurde ihre gesagt. "Ich habe es am Ende geglaubt", so Serrano.

DNA-Test nach zehn Jahren

Nach zehn Jahren verlangte schließlich der vermeintliche Vater von Manon einen DNA-Test. Im Klatsch der Leute hieß es immer wieder, Manon sei von einem anderen Mann gezeugt worden. Der Test gab ihm Recht - er war nicht ihr leiblicher Vater, Sophie Serrano war aber auch nicht die leibliche Mutter.

Ein Schock für die Familie: "Ich hatte Angst, dass man mir meine Tochter wegnimmt und Angst um das Baby, das ich zur Welt gebracht hatte", so Serrano. Ermittlungen der Polizei ergaben, dass Serranos leibliche Tochter rund 30 Kilometer entfernt lebte.

Dann trafen sich die Familien: "Ich saß einer Frau gegenüber, die biologisch meine Mutter ist, aber eine Unbekannte", sagte Manon danach, heißt es auf "Spiegel Online". Es wurde vereinbart, dass Manon und Mathilde in ihren Familien bleiben, in denen sie aufgewachsen sind. Inzwischen treffen sich die Familien nicht mehr. Serrano sprach von einer "unbewussten Rivalität", die zu schmerzvoll sei. Die Betroffenen wollen anonym bleiben.

>> Bericht auf "Spiegel Online"

(Red./APA/dpa)

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