Frankreich: Immer mehr Juden wandern nach Israel aus

Israels Präsident Benjamin Netanyahu sorgte mit seinem Lockruf für europäische Juden nach Israel für Aufsehen.
Israels Präsident Benjamin Netanyahu sorgte mit seinem Lockruf für europäische Juden nach Israel für Aufsehen.(c) APA/EPA/JIM HOLLANDER
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Französische Juden verlassen immer häufiger ihr Heimatland. Im Jahr 2014 erreichte die Zuwanderung in Israel ein Zehnjahreshoch.

Die Zahl jüdischer Einwanderer nach Israel hat 2014 ein Zehnjahreshoch erreicht. Insgesamt sind laut der Einwanderungsorganisation "Jewish Agency for Israel" im vergangenen Jahr rund 26.500 Juden nach Israel ausgewandert und damit um 32 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Zahlen dazu, wie viele Juden aus Österreich nach Israel auswanderten, waren vorerst nicht verfügbar.

Weltweit kamen die meisten "Olim", wie jüdische Einwanderer nach Israel genannt werden, aus Frankreich. Seit 2013 hat sich ihre Zahl mehr als verdoppelt und erreichte im Vorjahr 7.000. Aus der Ukraine kamen 2014 drei Mal mehr "Olim" als im Jahr davor, nämlich 5.840 Personen. Damit fiel Russland, 2013 noch führendes Auswanderungsland von Juden, auf den dritten Platz zurück.

Ein Großelternteil muss jüdisch sein

Unter dem hebräischen Wort "Aliyah" versteht man die "Heimkehr" von Juden nach Palästina bzw. seit 1948 nach Israel. Wörtlich übersetzt heißt das Wort "Aufstieg". Grundlage für die israelische Einwanderungspolitik ist das Rückkehrgesetz ("Law of Return") von 1950. Dieses erlaubt es, ja legt es weltweit jeder Person jüdischer Herkunft bzw. jüdischen Glaubens sogar nahe, in das Land ihrer Vorfahren zurückzukehren. Seit 1970 dürfen sogar Nicht-Juden einwandern, sofern mindestens ein Großelternteil jüdisch ist bzw. war.

Die Einwanderung nach Israel wird richtiggehend zelebriert. Einmal im Jahr empfängt der zuständige Minister sowie der Vorsitzende der "Jewish Agency" die neuen israelischen Staatsbürger wie Hollywood-Stars auf dem roten Teppich. Hilfe bei der Suche nach Wohnung und Arbeit sowie Beratung und Einkommenssteuervergünstigungen in den ersten Jahren sind ein Service des Staates.

Zuletzt hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nach den Terroranschlägen auf ein Kulturcafe und eine Synagoge in Kopenhagen vergangenen Sonntag die Juden in Europa zur Auswanderung nach Israel aufgerufen. Damit löste er keineswegs Freude bei den EU-Regierungen aus. 

Friedhof geschändet

Allerdings ist die Lage in den EU-Staaten sehr unterschiedlich. In Frankreich hatten erst am Sonntag Jugendliche im elsässischen Sarre-Union über 200 Gräber eines jüdischen Friedhofs geschändet. Die Jewish Agency, die die Auswanderung nach Israel betreut, verzeichnet auch wachsende Zahlen etwa aus der Ukraine und Belgien.

Dagegen entschieden sich nach Angaben der Organisation in Dänemark nur zwölf dänische Juden im vergangene Jahr für die Aliya. In Deutschland waren es nach Angaben des israelischen Konsulats in Berlin 71. Dazu kommt noch eine - geschätzt leicht höhere - Zahl von jüdischen Auswanderern, die es etwa in die USA zieht. Die großen Unterschiede dürften aber nicht allein am gefühlten oder tatsächlichen höheren Gefährdungsgrad in Frankreich liegen, sondern auch daran, dass dort die Arbeitslosenquote wesentlich höher liegt als etwa in Deutschland - oder Israel.

(APA)

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