Asyl: Schwedens verschwundene Kinder

Fl�chtlingskinder in der Kita
Fl�chtlingskinder in der Kita(c) APA/dpa/Daniel Karmann (Daniel Karmann)
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Seit 2010 sind bereits 1500 Flüchtlingskinder aus Pflegeheimen verschollen. Wohin die Kinder verschwinden ist kaum bekannt.

Stockholm. Immer mehr Kinder bewerben sich allein um Asyl in Schweden. Die Eltern schicken sie in die Ferne und hoffen, dass sie allein mehr Chancen auf Bleiberecht haben, um Geld heimzuschicken und die Familie nachzuholen.

In Schweden angekommen, leben sie in Flüchtlingsunterkünften oder bei Pflegefamilien. Doch manche dieser Kinder gehen wieder verloren. Fast 1500 alleinstehende Kinder sind in Schweden seit 2010 verschwunden – seit Beginn des Jahres sind es bereits 22 Kinder. Die Vereinten Nationen haben das scharf kritisiert. Nun hat Schwedens Kinderombudsmann Fredrik Malmberg sowohl die Flüchtlingsbehörde als auch die Polizei und andere zuständige Ämter an einen runden Tisch geholt.

Malmberg hat der Polizei das Versprechen abgerungen, keine Unterschiede zwischen dem Verschwinden von Flüchtlingskindern und schwedischen Kindern zu machen. Wohin die Kinder verschwinden, ist offiziell kaum bekannt.

Polizei hat kein Interesse

„Es ist schlimm, das als Polizist mitansehen zu müssen,“ so Christian Frödén von der Stockholmer Polizei zur Zeitung „DN“. Die Polizei sei jedoch kaum daran interessiert, Kraft in solche Ermittlungen zu stecken. Einerseits wird davon ausgegangen, dass Kriminelle die Kinder verschleppen und für ihre Zwecke missbrauchen. Sie seien psychisch verletzt, hätten Selbstschädigungstendenzen und würden oft auch freiwillig in die vermeintliche Freiheit aus Straße, Kriminalität, sexuellem Missbrauch in versteckten Bordellen und vor allem auch Drogenrausch geraten, so Frödén.

Das Problem dürfte immer größer werden, warnt Malmberg. Die Zahl allein ankommender Flüchtlingskinder nimmt in Schweden jährlich zu. Für 2015 prognostiziert die Einwanderungsbehörde, dass jeder zehnte neu ankommende Asylbewerber ein Kind sein wird – das wären rund 8000 Kinder.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2015)

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