Thailand: Wegen Theaterstücks in Haft

THAILAND CRIME LESE MAJESTE
THAILAND CRIME LESE MAJESTE(c) APA/EPA/NARONG SANGNAK (NARONG SANGNAK)
  • Drucken

Zwei Künstler müssen nach angeblicher Beleidigung des Königs für jeweils zweieinhalb Jahre ins Gefängnis.

Bangkok. Das kritische Theaterstück „Die Wolfsbraut“ spielt in einem fiktiven Königreich und lässt einen fiktiven König und seine Berater auftreten. Das Stück wurde im Oktober 2013 an der Thammasat-Universität in Thailands Hauptstadt Bangkok aufgeführt – zum 40. Jahrestag der blutigen Niederschlagung von Studentenprotesten durch das Militär.

Nun müssen zwei Thailänder deshalb für jeweils zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Ein Gericht in Bangkok hat die 26-jährige Regisseurin, Porntip Mankong, und den 23-jährigen Aktivsten Patiwat Saraiyaem wegen angeblicher Beleidigung des 87-jährigen Königs, Bhumibol Adulyadej, verurteilt. Beide hatten zuvor ein Geständnis abgelegt. Das Gericht wertete das nach eigenen Angaben als „strafmildernd“. Denn auf Majestätsbeleidigung stehen in Thailand bis zu 15 Jahre Gefängnis.

Protest nach Urteilsverkündung

Die Angeklagten hätten der Monarchie mit dem Theaterstück „schweren Schaden zugefügt“, sagte der Richter. Er sehe daher „keinen Grund“, die Strafen zur Bewährung auszusetzen. Trotz eines Demonstrationsverbots gab es nach der Urteilsverkündung eine kurze Protestkundgebung: Rund ein Dutzend Aktivisten fassten einander an den Händen und skandierten Parolen, als die beiden Verurteilten in Handschellen aus dem Gerichtssaal geführt worden. Patiwat und Porntip sind bereits seit ihrer Festnahme in Haft.

Die Polizei fahndet noch nach sechs weiteren Verdächtigen, die ebenfalls an der Aufführung mitgewirkt haben sollen. Die Königsfamilie in Thailand spielt politisch offiziell keine Rolle, genießt im Land aber höchste Achtung. Geschützt wird sie durch Artikel 112 des thailändischen Strafgesetzbuches, eine der weltweit strengsten Bestimmungen gegen Majestätsbeleidigung.

Kritiker werfen den thailändischen Behörden vor, den umstrittenen Paragrafen zunehmend zu politischen Zwecken zu missbrauchen, um gegen die Opposition vorzugehen. Seit das thailändische Militär im vergangenen Mai die Macht übernommen hat, wurden nach Angaben der Menschenrechtsorganisation FIDH 40 Menschen wegen Majestätsbeleidigung festgenommen und sieben von ihnen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. (APA/Reuters/APF)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Thailand: Die schrankenlose Macht der Junta

Nach internationaler Kritik hat die thailändische Militärregierung das Kriegsrecht zwar aufgehoben – es aber durch einen Paragrafen ersetzt, der die Grundrechte weiter aushebelt.
Außenpolitik

Thailands Ex-Ministerpräsidentin muss vor Gericht

Gerichtsprozess wegen "Nachlässigkeit" beginnt am 19. Mai. Der gestürzten Yingluck Shinawatra drohen zehn Jahre Haft.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.