Hunderte gedenken in Uhersky Brod der acht Opfer. Das Motiv der Tat ist bisher unklar.
Uhersky Brod. Der Schock stand ihnen ins Gesicht geschrieben, den hunderten Trauernden, die sich am Mittwoch in der südosttschechischen Kleinstadt Uhersky Brod versammelten. Einige hatten Tränen in den Augen, als sie zum Gedenken an die acht Opfer Kerzen und Blumen niederlegten. Die Tat sei nicht weniger schlimm als ein Terrorakt, sagte eine Anrainerin.
Dienstagnachmittag hatte ein offenbar geistig verwirrter Mann ein Restaurant in der 18.000 Einwohner zählenden Stadt gestürmt und mit zwei Pistolen 25 Mal um sich geschossen. Der 62-Jährige tötete eine Frau und sieben Männer, bevor er sich selbst das Leben nahm. Einigen Gästen gelang in Panik die Flucht durch die Hintertür. Auch der Gasthausbesitzer rettete sich. Er alarmierte Polizei und Notarzt.
Bekannt ist lediglich, dass der Schütze kurz vor dem Blutbad bei einem Privatfernsehsender angerufen hatte. Er fühle sich schikaniert, die Behörden würden dagegen nichts unternehmen. Daher werde er die Probleme auf seine Art klären. Man solle ein Fernsehteam nach Uhersky Brod schicken – er habe Waffen und Geiseln. „Er sprach mit leiser Stimme“, sagte der Mitarbeiter des Senders, der sofort die Polizei alarmierte.
Noch am Abend stürmten Polizisten die Wohnung des Todesschützen, um nach weiteren Waffen zu suchen. In dem Reihenhaus hatte sich die Ehefrau des Mannes verbarrikadiert. Auch sie war anscheinend verwirrt und wurde in einem Krankenwagen weggeführt.
Anteilnahme löste die Tat auch bei der deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, aus: „Es erfüllt mit tiefer Trauer, wenn Menschen Opfer wahlloser Gewalt werden.“ (maka, ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2015)