Die Zahl antisemitischer Straftaten hat im vergangenen Jahr in Deutschland stark zugenommen. Jüdische Gläubige sollten erwägen, in Vierteln mit hohem musilimischen Anteil "eine andere Kopfbedeckung" zu tragen.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat war vor dem Tragen der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung in "Problemvierteln" genannt. Er hält es für gefährlich, in überwiegend von Muslimen bewohnten Vierteln einiger Städte die Kippa zu tragen, sagte Schuster im Inforadio des rbb. Die Kippa ist eine kleine, runde Mütze, die von männlichen Juden getragen wird.
Die meisten jüdischen Einrichtungen seien zwar gut gesichert und Gläubige sollten sich nicht aus Angst verstecken - die Frage sei aber, "ob es tatsächlich sinnvoll ist, sich in Problemvierteln, in Vierteln mit einem hohen muslimischen Anteil, als Jude durch das Tragen der Kippa zu erkennen zu geben".
Schuster legte jüdischen Gläubigen für solche Fälle nahe, "eine andere Kopfbedeckung" zu erwägen. Es sei eine Entwicklung, die er so vor fünf Jahren nicht erwartet habe, und die schon auch ein wenig erschreckend sei, meinte Schuster.
2014: 1076 antisemitischer Straftaten
Die Zahl antisemitischer Straftaten hat im vergangenen Jahr in Deutschland stark zugenommen. Wurden 2013 noch 788 Fälle registriert, waren es im vergangenen 1076 - ein Anstieg um mehr als ein Drittel. Das teilte die Amadeu Antonio Stiftung der Zeitung "Heilbronner Stimme" mit. Die Stiftung beruft sich auf Zahlen der deutschen Bundesregierung, die bisher noch nicht veröffentlicht wurden.
Eine ähnlich hohe Zahl antisemitischer Taten gab es demnach zuletzt 2008. Der Projektleiter der Stiftung, Jan Riebe, verwies auf eine hohe Dunkelziffer. "Viele Straftaten werden nicht angezeigt, was auch an der sehr niedrigen Aufklärungsquote liegt."
Lexikon
Die Kippa ist eine kleine, runde Mütze, die von männlichen Juden getragen wird.
>> Bericht auf "Heilbronner Stimme"
(APA/dpa/Red.)