Seit Beginn des Ausbruchs im vergangenen Oktober wurden bereits 637 Masern-Fälle verzeichnet. Rund ein Viertel der Patienten musste aufgrund der schweren Infektion ins Krankenhaus.
In Berlin steigt die Zahl der gemeldeten Masernerkrankungen weiter stark an: Allein von Mittwoch auf Donnerstag wurden 28 neue Fälle registriert, teilte das Landesamt für Gesundheit und Soziales am Donnerstag mit. Seit Wochenbeginn sind es fast 70 neue Erkrankungen.
Seit Beginn des Ausbruchs im vergangenen Oktober wuchs die Gesamtzahl damit auf 637. Mehr als zwei Drittel der Patienten erkrankten in diesem Jahr, darunter auch viele Erwachsene ohne Impfschutz. Bei rund einem Viertel aller Patienten verlief die Infektion bisher so schwer, dass sie ins Krankenhaus kamen. Ein Kleinkind ist in der vergangenen Woche an Masern gestorben . Es war nicht gegen die Infektion geimpft.
Deutsche mehrheitlich für Impflicht Eine deutliche Mehrheit der Deutschen befürwortet laut einer Umfrage eine gesetzlichen Impfpflicht gegen Masern. In einer am Donnerstag vorab veröffentlichten Befragung von TNS/Emnid für das Münchner Nachrichtenmagazin "Focus" sprachen sich 76 Prozent dafür aus. In Ostdeutschland waren dies sogar 90 Prozent. Lediglich 17 Prozent sind gegen eine Impfpflicht.
Schutzimpfungen gehören zu den wichtigsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Zudem können Krankheiten, die nur von Mensch zu Mensch übertragen werden, z.B.: Poliomyelitis, Hepatitis B, Masern, Keuchhusten, bei einer anhaltend hohen Durchimpfungsrate eliminiert werden. Gegen folgende Krankheiten ist eine Immunisierung im Gratisimpfprogramm enthalten bzw wird vom Gesundheitsministerium empfohlen. Quelle: Bundesministerium für Gesundheit (c) imago/Christian Ohde Die Inkubationszeit von Rotavirusinfektionen beträgt 24-72 Stunden. Danach treten Erbrechen, Durchfall und oft auch Fieber auf. Rotaviren sind die häufigsten Erreger von Gastroenteritis (= Brechdurchfall) bei Säuglingen und Kleinkindern. Die Übertragung des Erregers erfolgt meistens fäkaloral, selten durch Tröpfcheninfektion. Rotaviren sind weltweit verbreitet und verursachen unter ungünstigen Versorgungsmöglichkeiten wegen des Flüssigkeitsverlustes zahllose Todesfälle bei Kindern: Wegen dieser Erkrankung wurden jährlich in Österreich 2900 bis 4400 Kinder ins Spital eingewiesen. Die Schluckimpfung schützt zu >70% vor Rotavirus-Durchfallerkrankung und zu >90% vor schwerem Rotavirus-Brechdurchfall. - im Gratisimpfprogramm für Kinder Imago Die Inkubationszeit der durch Corynebacteria diphtheriae hervorgerufenen Erkrankung beträgt 2 bis 5 Tage. Das Krankheitsbild kann von einer lokalen Infektion (Nase, Rachen, Kehlkopf) über eine Infektion der Atemwege bis zu einer schweren toxischen Form (Herzmuskel-Nieren-Leberschäden) variieren. Diphtherie ist meldepflichtig, es sterben auch heute noch 5 bis 20 % der Erkrankten.- im Gratisimpfprogramm für Kinder Imago Der Tetanuserreger kommt weltweit vor. Sporen finden sich im Straßenstaub oder Blumenerde. Die Vermehrung setzt sauerstofffreie Bedingungen voraus, die aber schon bei kleinen Wunden hergestellt werden können. Bei Infektion kommt es nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich 4-14 Tagen zunächst zu unspezifischem Krankheitssymptomen (Schwitzen, Ziehen an der Wunde, ev. angedeutete Steifigkeit), danach zu Spasmen der Muskulatur (Kiefersperre). Absolut lebensbedrohlich sind die Lähmungen der Atemmuskulatur. Die Letalität ist umso höher, je kürzer die Inkubationszeit. Die Fortschritte der Intensivmedizin haben die Behandlungsmöglichkeiten verbessert, trotzdem sterben noch etwa 20-30% der an Tetanus-Erkrankten.- im Gratisimpfprogramm für Kinder (c) imago/ZUMA/Keystone Die Inkubationszeit der hoch ansteckenden, durch Tröpfcheninfektion übertragbaren Keuchhustenerkrankung beträgt 3-12 Tage. Die Erkrankung verläuft in 3 Stadien (Prodromal-Anfalls-Rekonvaleszenzstadium) und die Hustenanfälle können monatelang auftreten. Mögliche Komplikationen sind Atemstillstand, Sekundärinfektionen (bakterielle Entzündung des Lungengewebes), akutes Lungenversagen und in ca. 1% kann es bei Säuglingen zum Tod kommen.- im Gratisimpfprogramm für Kinder (c) imago/Science Photo Library Das Poliovirus ist ein hochinfektiöses, humanes Virus. Die Übertragung der umweltresistenten Polioviren erfolgt fäkooral. Der Großteil der Infektionen (> 95%) verläuft ohne erkennbare Symptome unter Ausbildung von neutralisierenden Antikörpern. Bei klinisch manifesten Krankheitsverläufen können nach einer Inkubationszeit von etwa 3 bis 35 Tagen allerdings verschiedene Krankheitsbilder auftreten wie Magen-Darm-Entzündung, Fieber, Übelkeit, Halsschmerzen, Muskelschmerzen und Kopfschmerzen.Bei der so genannten nicht-paralytischen Polio bilden sich Symptome wie Rücken- und Muskelschmerzen sowie eine Gehirnentzündung verbunden mit der typischen Nackensteifigkeit. Liegt eine schwere Form der Poliomyelitis vor, treten Lähmungen auf, die nicht mehr geheilt werden können.- im Gratisimpfprogramm für Kinder (c) imago/UIG Diese Bakterien werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Bei schwerem Verlauf kann eine Infektion mit HIB-Bakterien zu Hirnhautentzündung, Entzündung des Kehldeckels, Lungenentzündung oder Blutvergiftung führen. Die Erkrankungen werden mit Antibiotika behandelt. Trotzdem können sich innerhalb kürzester Zeit lebensgefährliche Komplikationen entwickeln, vor allem im ersten Lebensjahr.- im Gratisimpfprogramm für Kinder Imago Das hochinfektiöse Hepatitis B Virus (HBV) gehört weltweit zu den häufigsten viralen Infektionserregern. Es wird über Blut oder blutigen Kontakt übertragen sowie während des Geburtsvorganges von der infizierten Mutter auf das Neugeborene. Die Inkubationszeit beträgt etwa 30 bis 180 Tage. Die Infektion kann leicht verlaufen oder zu einer akuten Hepatitis oder einer fortschreitenden chronischen Leberentzündung bis zur Leberzirrhose führen, wobei letztere mit einer deutlich eingeschränkten Lebenserwartung und einem erhöhten Risiko ein Leberzellkarzinom zu entwickeln einhergeht.- im Gratisimpfprogramm für Kinder Imago Pneumokokken sind Bakterien, die die Schleimhaut im Bereich der Atemwege besiedeln und vor dort aus Infektionen auslösen. Pneumokokken verursachen bei Säuglingen und Kleinkindern schwere invasive Erkrankungen (Sepsis und Hirnhautentzündung), Lungenentzündung und häufig Mittelohrentzündung. Bei Senioren verläuft eine Pneumokokkenerkrankung häufig tödlich.- im Gratisimpfprogramm für Kinder (c) imago stock&people Die 3-fach Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR), eine Lebendimpfung, ist im Gratiskinderimpfprogramm enthalten. Bei fehlender Immunität kann die MMR-Impfung in jedem Lebensalter nachgeholt werden.Nachfolgend Informationen zu den Krankheitsbildern von Masern, Mumps und Röteln. Imago Die Masern sind eine hochinfektiöse, virale Infektionskrankheit. Die Masernviren werden direkt oder durch Tröpfcheninfektion übertragen und führen nach einer Inkubationszeit von 8-12 Tagen zu ersten Vorläufersymptomen (Fieber, Schnupfen, Bindehautentzündung, Kehlkopfentzündung gefolgt vom typischem Ausschlag der Mundschleimhaut und den Koplikschen Flecken) und danach zum Auftreten eines makulopapulösen Exanthems (Hautentzündung) begleitet von einem Fieberanstieg. Masern sind eine gefährliche Infektionskrankheit, die zudem zu einer etwa 6 Wochen anhaltenden Immunschwäche führt, in deren Folge Komplikationen wie baktereielle Superinfektionen auftreten können. Die Komplikationsrate beträgt in den Industrienationen 20%. Die Häufigkeit einer Masernenzephalitis (Gehirnentzündung) beträgt etwa 1-2 pro 1000 gemeldete Maserninfektionen, davon verlaufen 25% letal, 1/3 der Überlebenden hat bleibende schwere Folgeschäden. Da der Mensch der einzige Wirt ist, können die Masern durch eine hohe Durchimpfungsrate ausgerottet werden. (c) imago/imagebroker Mumps ist eine hochinfektiöse Viruserkrankung, die meist über Tröpfchen übertragen wird und in ca. 70% der Infektionen mit dem typischen Bild der Parotitis (Entzündung der Ohrspeicheldrüse), zu 90% beidseitig, klinisch manifest wird. Die Inkubationszeit beträgt 18 Tage mit einer Varianz von 2-4 Wochen. Komplikationen nehmen mit dem Lebensalter zu. In 5-10% der Infektionen treten im ZNS (Zentralnervensystem) Symptome auf, davon zu 90% in Form einer Meningitis und 10% einer Enzephalitis. Bis zu 4% der Patienten entwickeln als Spätfolge zur Taubheit führen kann. Während und nach der Pubertät kommt es bei männlichen Patienten in 10 – 30 % zu einer Hodenentzündung mit zum Teil bleibender Unfruchtbarkeit. (c) imago Bei den Röteln handelt es sich um eine hochansteckende humane Virusinfektionskrankheit, die durch Tröpfchen übertragen wird und bei Kindern in bis zu 50% der Fälle, bei Jugendlichen und Erwachsenen in über 30% der Fälle ohne erkennbare Symptome verläuft. Bei klinischer Symptomatik treten nach einer Inkubationszeit von 14-21 Tagen das charakteristische kleinfleckige Rötelnexanthem, Lymphknotenschwellungen sowie häufig Gelenkbeschwerden auf.Bei Rötelninfektionen bis zur 17. Schwangerschaftswoche kann es zu schweren Fehlbildungen des Kindes kommen. (c) REUTERS Humane Papillomaviren (HPV) sind weltweit verbreitet. Etwa 70% aller Frauen und Männer werden im Laufe ihres Lebens mit genitalen HPV infiziert. Es sind mehr als 120 HPV Typen bekannt, von denen etwa 40 die Schleimhaut des Anus, der Genitalien und des Mundes infizieren und vorwiegend sexuell übertragen werden. In den meisten Fällen heilt die Infektion innerhalb 1 bis 2 Jahren durch das Immunsystem spontan ab. Bestimmte Typen der 150 existierenden HP-Viren sind mit einem hohen Risiko für eine Krebserkrankung behaftet. So sind Human Papilloma-Viren fast an allen Fällen von Gebärmutterhalskrebs beteiligt. Darüber hinaus verursachen sie auch HNO-Karzinome, Vulva- und Analkarzinome. In Österreich gibt es laut Schätzungen jährlich 700 vermeidbare Krebsfälle, die durch HPV ausgelöst werden.- im Gratisimpfprogramm für Schulkinder (c) imago/Science Photo Library Meningokokken werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Die Inkubationszeit einer durch diese Bakterien hervorgerufenen Infektion beträgt 1-10 Tage. Die Erkrankung kann innerhalb weniger Stunden aus voller Gesundheit zum Tod führen. Die Erkrankung beginnt mit uncharakteristischen Allgemeinbeschwerden, dann treten zunehmende, schwer behandelbare Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, hohes Fieber, Nackensteife und Bewusstseinsstörungen auf. Der Erkrankungsbeginn kann dramatisch sein und innerhalb weniger Stunden zur Bewusstlosigkeit und zum Tod durch Herz-Kreislaufversagen bei massivsten Blutgerinnungsstörungen kommen.- im Gratisimpfprogramm für Schulkinder Imago Die Inkubationszeit der äußerst ansteckenden Tröpfchen- und Schmierinfektion beträgt 12-21 Tage. Das klassische Krankheitsbild sind ein juckender Hautausschlag mit wasserklaren Bläschen und Fieber. Gefürchtete Komplikationen sind Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, Entzündung des Lungengewebes, Hepatitis und bakterielle Superinfektionen, die eher bei Erwachsenen entstehen können.In seltenen Fällen kann eine Varizellen-Zoster-Virusinfektion innerhalb der ersten 20 Schwangerschaftswochen zu Fehlbildungen des Kindes führen.- Empfohlene Impfung Imago Die Inkubationszeit der fäko-oral übertragenen Erkrankung beträgt 3-6 Wochen. Nach uncharakteristischen Allgemeinbeschwerden, wie Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Müdigkeit, kommt es zum Auftreten der Gelbsucht. Der Verlauf ist bei Kindern meist mild, bei Erwachsenen allerdings nimmt der Erkrankungsverlauf an Schwere zu; ab dem 40. Lebensjahr oder bei Personen mit vorgeschädigter Leber muss mit Todesfällen gerechnet werden.- Empfohlene Impfung (c) imago/CHROMORANGE Die FSME ist eine überwiegend durch Zeckenstiche übertragene Infektionskrankheit. Bei klinisch manifester Infektion ruft es nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich 8 Tagen (3-28 Tage) nach dem Zeckenstich ein in etwa 80% in zwei Zyklen verlaufendes Krankheitsbild hervor. In der ersten Phase treten grippeähnliche Symptome auf, während in der zweiten Phase nach einem symptomfreien Intervall von durchschnittlich 7 Tagen das Spektrum von einer milden Meningitis (Hirnhautentzündung) bis zu schwerer Enzephalitis (Gehirnentzündung) reicht. Etwa ein Drittel der Patienten zeigt nach durchgemachter Erkrankung langdauernde Folgeschäden wie Taubheit, Epilepsie, einem Hydrozephalus (Wasserkopf) oder kognitiven Beeinträchtigungen führen.- Empfohlene Impfung (c) imago stock&people Infektionen mit dem Influenzavirus führen nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis einigen Tagen bei nicht Immunen oft zu schweren Erkrankungen. Die Symptomatik ist unterschiedlich. Der für die Virusgrippe typische Verlauf einer durch starkes Krankheitsgefühl, hohes Fieber, Muskelschmerz, bohrenden Kopfschmerz, starke Halsschmerzen und oft schmerzhaften Husten gekennzeichneten Erkrankung tritt nicht immer auf, es sind auch Verläufe, die mit Durchfall, Übelkeit und Erbrechen zu beobachten.Fast jedes Jahr kommt es in den Herbst-/Wintermonaten zu einer Influenza-Epidemie, bei der sich 5-15% der Bevölkerung infizieren und viele davon erkranken. Säuglinge und Kleinkinder und ältere Menschen ab 65 Jahren sind besonders gefährdet.- Empfohlene ImpfungDen aktuellen Impfplan Österreichs finden Sie hier. APA Zuletzt hatten sich aufgrund der in Berlin grassierenden Masernwelle die Forderungen nach einer Impfpflicht gemehrt . Politiker von Union und SPD, Ärzte-Präsident Frank-Ulrich Montgomery sowie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hatten eine Impfpflicht ins Gespräch gebracht. Justizminister Heiko Maas (SPD) sieht dies aber nur als letztmögliches Mittel. Auch Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will zunächst weiterhin vor allem auf die Impf-Beratung setzen.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte riet bei unklarem Impfschutz dazu, notfalls erneut gegen Masern zu impfen. Es bestehe keine Gefahr, wenn jemand eine Masernimpfung auch mehr als zweimal erhalte, erklärte Verbandssprecher Ulrich Fegeler. Lediglich immungeschwächte Patienten müssten vorsichtig sein, da ein Lebendimpfstoff verwendet werde. Lebendimpfstoffe enthalten eine stark abgeschwächte Variante des Krankheitserregers.
(APA/dpa)
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