USA: Utah will Todeskandidaten wieder erschießen lassen

Weil das Gift für Hinrichtungsspritzen immer knapper wird, will man in Utah die Todesstrafe durch Erschießen wiedereinzuführen.
Weil das Gift für Hinrichtungsspritzen immer knapper wird, will man in Utah die Todesstrafe durch Erschießen wiedereinzuführen.(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
  • Drucken

In den USA geht das Gift für Hinrichtungsspritzen aus. Der Senat des US-Bundesstaats Utah stimmte deshalb für einen Gesetzesentwurf, der Erschießungskommando vorsieht, wenn kein Gift verfügbar sei.

Der Senat des US-Bundesstaates Utah hat am Dienstag entschieden, die Todesstrafe durch Erschießen wiedereinzuführen. Sollte die nötigen Medikamente für eine Giftinjektion nicht beschafft werden können, sollen zum Tode Verurteilte durch ein Erschießungskommando exekutiert werden, heißt es in einem Gesetzentwurf. Angenommen wurde der Text mit 18 zu zehn Stimmen.

In Kraft treten kann er aber nur, wenn der republikanische Gouverneur Gary Herbert dem Vorstoß zustimmt. Wie er dazu steht, war zunächst unklar. Als Grund für die Regelung führte Herbert nach Medienberichten an, dass es zunehmend schwierig sei, die entsprechenden Substanzen für Giftspritzen zu erhalten.

"Schnellere und humanere Variante"

Initiator des Vorstoßes ist der Republikaner Paul Ray, der die Erschießung für eine schnellere und humanere Variante der Hinrichtung hält als die Giftspritze. Bei einem Erschießungskommando ist nicht klar, wer letztlich tatsächlich der Todesschütze ist.

In Utah gibt es bisher die Wahlmöglichkeit des Erschießens nur noch für Todeskandidaten, die vor Mai 2004 verurteilt wurden. Zuletzt war 1996 in Utah der verurteilte Kindermörder John Albert Taylor durch ein Erschießungskommando exekutiert worden. Nur Oklahoma als weiterer US-Staat sieht diese Hinrichtungsart noch für den Fall vor, dass die Giftinjektion verboten werden sollte.

Der Supreme Court der USA beschäftigt sich im kommenden Monat mit der Verfassungsmäßigkeit der Giftinjektion als Hinrichtungsmethode. Eine Reihe von qualvollen Hinrichtungen hatte zuletzt eine Debatte über die in den USA verwendeten Giftcocktails ausgelöst. Beim Tod durch die Giftspritze greifen die US-Behörden immer wieder auf kaum erprobte Mischungen zurück, weil sich europäische Pharmafirmen weigern, das zuvor eingesetzte Betäubungsmittel Pentobarbital zu liefern.

(APA/AFP/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild: Tödliche Giftspritze.
Weltjournal

Zu wenig Gift für Spritzen: Oklahoma verschiebt Hinrichtungen

Der US-Bundesstaat hat Nachschubprobleme. Europäische Hersteller weigern sich, ihre Mittel für Hinrichtungen zur Verfügung zu stellen.
Weltjournal

USA: Zwei Stunden Todeskampf

Zum dritten Mal im heurigen Jahr ist in Amerika eine Exekution schiefgelaufen. Die Justizbehörden experimentieren mit neuen Giftcocktails, deren Wirkungen unbekannt sind.
Ernest D. Jones, der Todeskandidat, dessen Fall zum Anlass für das Urteil wurde
Weltjournal

Gericht: Todesstrafe in Kalifornien ist gegen Verfassung

Die quälend lange Zeit zwischen Verurteilung und Hinrichtung sei verfassungswidrig, die Anwendung der Todesstrafe in Kalifornien "dysfunktional".
Weltjournal

US-Politiker für Hinrichtungen durch Stickstoff

Diese Variante sei günstiger, unkomplizierter und human. Bereits nächstes Jahr könnte Stickstoff die Todesspritze ablösen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.