Serbien trauert um abgestürzte „Rettungsengel“

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Sieben Tote nach Crash von Helikopter. Wurde die Mi-17 nachlässig gewartet?

Belgrad. Sie wollten ein Baby retten und flogen samt diesem in den Tod. Bestürzt ringt Serbien nach dem schrecklichen Ende eines Rettungsflugs für einen Säugling in der Nacht auf Samstag um Worte. „Der Nebel nahm uns die Helden und das Baby“; titelte die Zeitung „Blic“. Tränenreich berichtete Verteidigungsminister Bratislav Gašić vom Tod der vierköpfigen Hubschraubercrew, zweier Ärzte und des fünf Tage alten Babys. Die erfahrenen Piloten hätten „hunderte Leben gerettet“: „Ihr Tod ist ein riesiger Verlust.“

Am Freitagabend hatte Serbiens Luftwaffe die Bitte um den Flug erreicht: Ein Rettungsauto mit einem unter akuten Atemproblemen leidenden Säugling war 300 Kilometer südlich von Belgrad nach einer Mure stecken geblieben. Das Baby hatte schon mehrfach wiederbelebt werden müssen. Der Flug von Belgrad verlief normal, man nahm das Kind auf und flog zurück.

Jäh dichter Nebel

Nahe Belgrad wurde es jäh so neblig, dass der Flughafen Flüge umleitete. Flutlichter in Stadien sollte dem Heli den Weg weisen, doch nach zwei Landeversuchen riss gegen 22.30 Uhr der Kontakt ab, der Pilot hatte noch gefunkt, er fliege eine Militärbasis an. Man fand das Wrack in einer Wiese nahe des Flughafens, drei Stunden später: So dicht war der Nebel, dass die Helfer lang nichts gefunden hatten.

Die Piloten hätten zu den besten gezählt, die 1997 gebaute Mi-17 sei einer der am „besten gewarteten“ Hubschrauber gewesen, sagen Generäle. Dennoch kursieren Theorien: Vielleicht ging der Sprit aus; Experten wiesen auf bekannt schlechte Wartung in Serbiens Luftwaffe hin. Man habe aus Geldnot schon lange nichts in die Fluggeräte investiert. (ros)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2015)

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