Uruguay: Die „Admiral Graf Spee“ ruht bald in Frieden

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Das Bergen von Relikten des deutschen Panzerschiffs, das vor Montevideo auf Grund liegt, ist in Kürze tabu.

MONTEVIDEO/BUENOS AIRES (a.f.). Bald kann die „Admiral Graf Spee“, das deutsche Panzerschiff, das 1939 von seiner Crew vor Uruguays versenkt worden ist, in Frieden ruhen: Am 1. Juli läuft die letzte Bergelizenz aus, die Uruguay für Wracks in seinen Gewässern erteilt hat. Seit einem Dekret von Präsident Tabaré Vázquez 2006 werden keine neuen Lizenzen mehr erteilt.

Eine Firma versucht daher derzeit, möglichst viel von dem in wenigen Metern Tiefe liegenden Schiff abzunehmen. Taucher unter Leitung des Uruguayers Hector Bado wollen vor allem fünf Kanonen, darunter ein 48 Tonnen schweres Geschütz der 28-Zentimeter-Artillerie sowie zwei Wappen heraufholen.

Die Graf Spee hat am Anfang des Zweiten Weltkriegs, beginnend mit 30. September 1939, im Südatlantik und im Indischen Ozean neun britische Handelsschiffe versenkt. Weil er dabei das Seerecht geachtet und alle Matrosen gerettet, genießt Graf-Spee-Kapitän Hans Langsdorff bis heute in Großbritannien großen Respekt.

Am 13. Dezember 1939 wurde das Schiff im Golf von La Plata von drei britischen Kreuzern gestellt. Der Kampf endete unentschieden, Langsdorff fuhr den neutralen Hafen Montevideo an, um Schäden zu flicken. Auf Druck Londons gab Uruguay den Deutschen 72 Stunden. Da die Reparatur in der Zeit unmöglich war und Langsdorff weitere britische Kriegsschiffe vermutete, fuhr die Graf Spee am 17. Dezember drei Seemeilen vor den Hafen; Tausende verfolgten das Schauspiel. Der Rest der Crew (rund 1200 Mann) ging von Bord. Sprengsätze detonierten, in Montevideo barsten Scheiben. Das Schiff loderte drei Tage, bis es sank. Langsdorff beging Selbstmord.

20 Millionen für Nazi-Adler

Er hatte die Selbstzerstörung auch angeordnet, um moderne Technik nicht in Feindeshand gelangen zu lassen: etwa den Entfernungsmesser, den Bados Taucher 2006 bargen. Als auch noch der am Heck angebrachte Bronzeadler samt Hakenkreuz auftauchte, wurde es Uruguay linkem Präsident zu bunt (oder zu braun): Vázquez stoppte die Souvenirjagd und verbot die Ausfuhr für alle Teile der Graf Spee.

Bado ist davon nicht begeistert. Allein für den Adler hätten Sammler 20 Millionen Dollar geboten. Er sagt, Berlin habe Druck auf Uruguay ausgeübt. Laut BBC habe der deutsche Botschafter tatsächlich mehrfach interveniert: Deutschland hat kein Interesse am Auftauchen von Nazi-Reliquien. Zudem ist Deutschland laut Seerecht der rechtmäßige Besitzer des Wracks.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2009)

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