Flug 4U9525: Was über den Copiloten bekannt ist

Ein Teil des Germanwings-Wrack in den südfranzösischen Alpen.
Ein Teil des Germanwings-Wrack in den südfranzösischen Alpen.APA/EPA/GUILLAUME HORCAJUELO
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Der Copilot war 27 Jahre alt und seit 2013 bei Germanwings. Er leitete offenbar bewusst den Sinkflug ein und saß alleine im Cockpit bis zum Crash.

Durch die Auswertung des am Mittwoch geborgenen Voice Recorders des am Dienstag abgestürzten Germanwings-Airbus' konnten die französischen Ermittler wesentliche Fragen über die Absturzursache beantworten. Der Co-Pilot ließ seinen Piloten nicht mehr ins Cockpit und leitete den Sinkflug bewusst ein, sagte Brice Robin von der Staatsanwaltschaft Marseille bei einer Pressekonferenz Donnerstagmittag.

Der Name des Co-Piloten wurde dabei ebenfalls veröffentlicht. Andreas L. heißt jener Mann, der alleine im Cockpit saß, als das Flugzeug in den französischen Alpen zerschellte. Er war 27 Jahre alt, stammt aus Montabaur, einer 12.000-Einwohner-Gemeinde im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz, und war deutscher Staatsbürger. In Montabaur war er auch noch teilweise zu Hause, auch in Düsseldorf soll er gewohnt haben. Seit 2013 stand er in Diensten von Germanwings.

Der Copilot (sein Alter wurde von den Bezirksbehörden von 28 auf 27 korrigiert) hatte bereits 630 Flugstunden für die Airline absolviert und war seit 2008 von der Verkehrsflieger-Schule der Lufthansa in Bremen ausgebildet worden. Nach etwa elf Monaten unterbrach er die Ausbildung. Warum, dazu wollte sich Lufthansa-Chef Spohr bei einer Pressekonferenz Donnerstagnachmittag nicht näher äußern. Nachdem die Eignung noch einmal festgestellt wurde, vollendete L. die Ausbildung. Er hätte "alle Checks bestanden, er war 100 Prozent flugtauglich ohne Einschränkungen oder Auflagen. Seine Leistung war einwandfrei und ohne jede Auffälligkeit".

"Konnte sich seinen Traum erfüllen"

L. lernte das Fliegen im Luftsportclub Westerwald lieben. Lange Jahre stieg er dort in die Flieger und landete sie sicher. Im vergangenen Jahr habe er seine sogenannten Scheinerhaltungsflüge gemacht, sagte der Vereinsvorsitzende Klaus Radke. "Da habe ich ihn als sehr netten, lustigen und höflichen Menschen kennengelernt", sagte er weiter.

Der Verein hatte am Donnerstag bevor die neuen Erkenntnisse bekannt geworden waren, eine Traueranzeige auf seiner Homepage veröffentlicht. "Andreas starb als erster Offizier im Einsatz auf dem tragischen Flug", heißt es darin. "Als Jugendlicher wurde Andreas Mitglied im Verein, er wollte seinen Traum, das Fliegen, verwirklicht sehen. Er begann als Segelflugschüler und schaffte es bis zum Piloten auf einem Airbus A 320", heißt es in dem Trauerschreiben weiter. "Er konnte sich seinen Traum erfüllen, den Traum den er jetzt so teuer mit seinem Leben bezahlte".

Warum jener Mann, der vom Fliegen begeistert zu sein schien, nun 149 Menschen mit in den Tod riss, ist unklar. Die Ermittler sagten, er habe relativ ruhig bis zum Crash geatmet, aber nichts mehr gesagt. Um den Sinkflug einzuleiten, müsste außerdem ein Drehrad mehrmals betätigt werden. Der Knopf könnte also nicht durch einen Ohnmachtsanfall aus Versehen betätigt werden. Einen Terroranschlag schließen die Ermittler aus.

Psychische Eignung und regelmäßige Checks

Verkehrspiloten werden nach Einschätzung des deutschen Luftverkehrsexperten Gerold Wissel nur zu Beginn ihres Berufslebens intensiv auf ihre psychische Eignung und Stabilität getestet. Später folgten regelmäßige medizinische Checks, in denen auch Gespräche über die allgemeine Lebenssituation der Piloten geführt würden, sagte Wissel am Donnerstag. Regelmäßige Persönlichkeitstests gebe es nicht.

Es gebe bei der Lufthansa wie auch bei anderen Fluggesellschaften klare Vorgaben an die Crews, auffälliges Verhalten bei Kollegen zu melden, was auch anonym geschehen könne, berichtete der Experte. Die Beschäftigten seien dazu angehalten, schon bei kleinsten Anzeichen etwa von Alkoholismus, Depressionen oder psychischer Instabilität Alarm zu schlagen. "Das geschieht auch. Selbst beim Briefing vor dem Start kann der Kapitän noch jedes Besatzungsmitglied vom Flug ausschließen, wenn es sich auffällig verhält." Auch habe der Co-Pilot das Recht, den Kapitän abzulehnen.

Gefälschte Facebook-Profile

Auf sozialen Netzwerken kursieren bereits Bilder des Copiloten. Es gibt jedoch mehrere gleichnamige Personen auf Facebook, die in den nächsten Tagen verstärkt unter Beobachtung stehen werden. Auch ungustiöse Gruppen über den Copiloten wurden bereits auf Facebook gegründet, wie jene mit der Bezeichnung "Soutien á Andreas L., héro de l'Etat Islamique", was soviel heißt wie "Unterstützung für Andreas L., Held des Islamischen Staates" - mit über 80 Likes oder auch "Andreas L. - Ein Mörder als Pilot" mit mehr als 150 Likes. Auch mehrere kürzlich angelegte Facebook-Profile, die ein vom französischen Magazin "Paris Match" verbreitetes angebliches Foto von L. als Profilbild verwenden, sind auf Facebook bereits zu finden.

(Red./Ag.)

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