Bericht: Copilot war möglicherweise psychisch krank

Donnerstagabend begann die Hausdurchsuchung des Elternhauses von Andreas L. in Montabaur.
Donnerstagabend begann die Hausdurchsuchung des Elternhauses von Andreas L. in Montabaur.(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
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Medienberichten zufolge soll Andreas L. früher an einer Depression gelitten haben. Dies soll auch der Grund für die Unterbrechung seiner Ausbildung gewesen sein.

Am Donnerstag lieferte die Auswertung des Cockpit Voice Recorders traurige Gewissheit: Der Copilot der am Dienstag in den französischen Alpen verunglückten Maschine soll das Flugzeug absichtlich in den Sinkflug und zum Absturz gebracht haben. Zum Zeitpunkt des Unglücks war er allein im Cockpit. Nun wird nach einem Motiv des 28-Jährigen gesucht. Medien berichten über mögliche psychische Probleme des Mannes.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte am Donnerstag von einer mehrmonatigen Ausbildungsunterbrechung des Copiloten berichtet, ohne die Gründe dafür zu benennen. Der "Bild"-Zeitung zufolge pausierte der 28-Jährige damals wegen einer "depressiven Episode". L. sei jedoch "flugtauglich ohne jegliche Einschränkungen" gewesen, so Spohr am Donnerstag vor Journalisten, musste allerdings einräumen, dass die Routine-Test nach der Ausbildung keine expliziten psychologischen Tests mehr vorsehen. Im September 2013 hatte Andreas L. bei Germanwings als Pilot angefangen und seither 630 Flugstunden absolviert.

Unter "besonderer medizinischer Betreuung"

Die These einer Depression war am Donnerstag bereits in anderen Medien aufgetaucht. Ermittler hätten bei der Durchsuchung seiner Düsseldorfer Wohnung Hinweise auf eine psychische Erkrankung entdeckt, berichtet "Spiegel Online". Welche Hinweise das sind, war zunächst unklar. Auch vor dem Flugzeugabsturz habe er sich in "besonderer, regelhafter medizinischer Betreuung befunden", zitiert "Bild" unter Berufung auf nicht näher beschriebene interne Unterlagen. Auch ein Vermerk in der Akte des Kopiloten beim Luftfahrtbundesamt habe auf massive psychische Probleme hingedeutet. In der Akte befindet sich nach "Bild"-Informationen die Codierung SIC, die auf eine regelmäßige medizinische Kontrolle verweist. 

"Er hatte gute familiäre Hintergründe", zitiert hingegen die "FAZ" die Mutter einer Klassenkameradin. Jedoch habe er sich vor Jahren eine Auszeit von seiner Pilotenausbildung genommen und sich wegen Depressionen behandeln lassen, sagte die Frau dem Bericht zufolge. „Offenbar hatte er ein Burnout, eine Depression“.

Pilot wollte Cockpit-Tür mit Axt öffnen

Der ausgesperrte Pilot der verunglückten Germanwings-Maschine hat einem Bericht zufolge offenbar wenige Minuten vor dem Aufprall noch versucht, die Tür zum Cockpit mit einer Axt zu öffnen. Wie die "Bild"-Zeitung vom Freitag unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, nutzte er dafür eine an Bord befindliche Notfall-Axt, um in das geschlossene Cockpit zurückzugelangen.

"Zu der Sicherheitsausrüstung eines A320 gehört auch eine Axt", sagte eine Germanwings-Sprecherin der Zeitung. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA waren die Cockpit-Türen in Flugzeugen massiv verstärkt und mit einem Code versehen worden, um unbefugtes Personal fernzuhalten. Bis dahin war es möglich, die Türen im Notfall mit der Axt einzuschlagen.

Regelmäßige Tests gefordert

Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) fordert nach dem Absturz regelmäßige medizinische Spezialtests von Piloten. Diese Untersuchungen müssten sowohl die psychische als auch die körperliche Fitness der Piloten prüfen, erklärte die UNO-Organisation am Donnerstag. Sollten die Testergebnisse Anlass zur Sorge geben, müssten auch neuropsychologische Untersuchungen in Erwägung gezogen werden, erklärte die ICAO.

FAKTEN

Der Airbus 320 der deutschen Lowcost-Gesellschaft Germanwings ist am Dienstag mit einer Reisegeschwindigkeit von rund 890 km/h in eine Flanke des Massif des Trois-Évêchés in den Alpen – rund 100 Kilometer nördlich von Nizza – geflogen und zerschellt. Der Airbus hat sich in einem acht Minuten langen Sinkflug befunden, der vom Ko-Piloten der Maschine absichtlich herbeigeführt worden ist. An Bord befanden sich 150 Personen, hauptsächlich Deutsche und Spanier.

>> Bericht auf "Spiegel Online"

>> Bericht der "FAZ"

(APA/AFP/Red.)

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