Knox' Ex-Freund kritisiert Italiens Justiz

Raffaele Sollecito
Raffaele Sollecito(c) REUTERS (Remo Casilli)
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Raffaele Sollecito wurde, wie seine Ex-Freundin Amanda Knox, in der dritten Instanz vom Vorwurf des Mordes an Meredith Kercher freigesprochen.

Raffaele Sollecito, der am Freitag so wie seine Ex-Freundin Amanda Knox endgültig vom Vorwurf des Mordes an der Austauschstudentin Meredith Kercher 2007 in Perugia freigesprochen wurde, kritisiert die italienische Justiz. "Das Justizsystem muss die Verantwortung für schwere Fehler übernehmen. Das was mir passiert ist, darf keinem anderen zustoßen", sagte Sollecito.

"Sieben Jahre lang war mein Leben wie eingefroren. Ich habe mit der Angst gelebt, als Unschuldiger verhaftet zu werden", wurde der 31-Jährige in der Tageszeitung "La Repubblica" (Sonntagausgabe) zitiert. "Ich bin in einer Hölle gelandet, etwas, was ich mir niemals vorgestellt hätte. Ich habe alles im Bewusstsein meiner Unschuld in Angriff genommen (...) Jetzt will ich mir eine Zukunft aufbauen. Da meine Unschuld bewiesen worden ist, kann ich es endlich tun", sagte Sollecito.

"Ich habe stets auf alle Vorwürfe mit Beweisen geantwortet. Die Beweise gegen mich haben sich von Anfang an als Fehler erwiesen", meinte Sollecito. In all diesen Jahren habe er nie das Vertrauen verloren, seine Unschuld beweisen zu können.

Mutter des Opfers ist geschockt

Kritisch über das Urteil zeigte sich die Mutter des Opfers, Arline Kercher. "Ich bin geschockt. Knox und Sollecito sind zwei Mal von zwei verschiedenen Gerichten wegen des Mordes an Meredith verurteilt worden. Ich hätte nicht mit einem letztinstanzlichen Freispruch gerechnet. Ich verstehe die Gründe für den Freispruch nicht. Seit acht Jahren warten wir vergebens auf die Wahrheit. Niemand scheint in der Lage zu sein, uns zu sagen, was an jenem Abend geschehen ist", sagte Kercher.

Die Tatsache, dass der Ivorer Rudy Guede für den Mord an ihrer Tochter zu 16 Jahren Haft verurteilt worden ist, genüge nicht. "Die Richter haben festgestellt, dass Guede mit anderen Personen Meredith ermordet hat", sagte Arline Kercher. Guede war in einem separaten Verfahren nach einem Teilgeständnis rechtskräftig verurteilt worden. Den Ermittlern zufolge wiesen die Stichverletzungen darauf hin, dass es mehr als einen Täter gab.

Die dritte und letzte Instanz

Am Freitagabend waren Knox und Sollecito vom obersten Gericht in Rom endgültig vom Mordvorwurf freigesprochen worden. Das Kassationsgericht, die letzte und dritte Instanz im italienischen Strafsystem, kippte damit das im Jänner 2014 ergangene Urteil eines Berufungsgerichts in Florenz, mit dem Knox zu 28 Jahren und Sollecito zu 25 Jahren Haft verurteilt worden waren. Damit ging der fünfte Prozess im Fall Kercher zu Ende, der international für Aufsehen gesorgt hatte. Knox wurde allerdings wegen Verleumdung zu drei Jahren Haft verurteilt. Sie hatte nach dem Mord den kongolesischen Barmann Patrick Lumumba des Mordes an Kercher beschuldigt. Dieser hatte jedoch seine Unschuld beweisen können. Die dafür verhängte Haftstrafe von drei Jahren hat die Amerikanerin verbüßt.

(APA)

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