Lufthansa: Erkrankung des Copiloten war nicht bekannt

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Das Unternehmen verweist auf die Schweigepflicht von Ärzten und Psychologen. Jährlich überprüft wird nur die Sehfähigkeit.

Die Lufthansa weiß nach eigenen Angaben nichts von einer angeblichen psychischen oder anderen Erkrankung des Copiloten, der eine Germanwings-Maschine in Frankreich zum Absturz gebracht haben soll. "Wir haben da keine eigenen Erkenntnisse", sagte ein Firmensprecher am Sonntag auf die Frage, ob das Unternehmen als Muttergesellschaft von Germanwings von Depressionen des 27-Jährigen wusste.

Das Unternehmen sei weder von Psychiatern oder Psychologen informiert worden, die einer Schweigepflicht unterlägen, noch von dem Mann selbst. "Deswegen war uns das nicht bekannt", sagte der Sprecher.

Mangelnde Sehkraft kostet Flugtauglichkeit

Auch von Augenproblemen, über die mehrere Zeitungen berichteten, wisse die Lufthansa nichts. "Nein, das kann ich nicht bestätigen", sagte der Sprecher. Grundsätzlich werde die Sehfähigkeit beim jährlichen Medizintest der Piloten geprüft. Wenn dabei festgestellt werden, dass die Sehkraft nicht mehr ausreiche, könnte das zur Aberkennung der Flugtauglichkeit führen. Bei dem Germanwings-Piloten sei aber offenbar beim letzten Check nichts festgestellt worden, sonst hätte er den Flugtauglichkeitsvermerk nicht bekommen, sagte der Sprecher.

Keine Kenntnis hatte die Lufthansa darüber hinaus von einem etwaigen massiven Medikamenten-Gebrauch des Mannes. Generell müssten die Betreffenden Informationen dazu beim turnusmäßigen Medizin-Check angeben.

Noch keine Opfer identifiziert

Indes hat der zuständige Staatsanwalt Brice Robin am Sonntag Meldungen, wonach Leichenteile des Copiloten identifiziert wurden, dementiert. "Wir haben noch keine Opfer identifiziert, sondern DNA-Spuren", sagte Robin. Die Ermittler haben inzwischen die DNA von 78 Menschen gesichert. Diese solle zur Identifizierung der Toten mit DNA-Proben von Familienangehörigen abgeglichen werden, sagte der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, am Sonntag. An der schwer zugänglichen Unglücksstelle geht auch die Suche nach dem Flugdatenschreiber weiter.

Bevor der Flugschreiber nicht gefunden und ausgewertet ist, wollen die französischen Ermittler auch einen technischen Defekt nicht ausschließen. Chefermittler Jean-Piere Michel und weitere französische Spezialisten waren am Wochenende in Düsseldorf, um ihre Erkenntnisse mit denen der deutschen Ermittlungsbehörden abzugleichen. Zu den Ergebnissen wollten die deutschen Behörden am Wochenende ebenso nichts sagen wie auch zu den Medienberichten über die angeblichen Erkrankungen des Copiloten.

Der 27-jährige Andreas L. hat nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler am vergangenen Dienstag eine Passagiermaschine der deutschen Fluggesellschaft Germanwings in Südfrankreich absichtlich zum Absturz gebracht. Dabei starben alle 150 Insassen.

(APA/Reuters)

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