Airbus-Absturz: Versicherer stellen Millionen zurück

Ein Bulldozer arbeitet an einem Zufahrtsweg zur Absturzstelle des Germanwings-Airbus'.
Ein Bulldozer arbeitet an einem Zufahrtsweg zur Absturzstelle des Germanwings-Airbus'.(c) REUTERS
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Das Versicherungs-Konsortium der Lufthansa rechnet mit Kosten von 300 Millionen Dollar. Die Identifizierung der Opfer könnte Monate dauern.

Für die Kosten der Germanwings-Katastrophe stellt ein Versicherungskonsortium nach Angaben der Lufthansa 300 Millionen US-Dollar (278 Millionen Euro) zurück. Das Geld sei gedacht für Entschädigungszahlungen an die Hinterbliebenen, den zerstörten Airbus A320 und Betreuungsteams, sagte ein Sprecher des Konzerns, zu dem Germanwings gehört, am Dienstag in Frankfurt.

In dem Versicherungskonsortium, das sich auf die Übernahme der Kosten vorbereitet, spielt laut Lufthansa die Münchner Allianz eine führende Rolle. Dort wollte sich zunächst niemand äußern. Zunächst hatte das "Handelsblatt" über die Rückstellungen berichtet.

Suche nach Flugdatenschreiber fortgesetzt

An der Absturzstelle in den französischen Alpen suchten die Retter in der Früh weiter nach Opfern und dem Flugdatenschreiber. Die Identifizierung der 150 Toten von Unglücksflug 4U9525 kann laut Experten der Gendarmerie mehrere Monate dauern.

Der Airbus war am Dienstag vor einer Woche auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf an einer Felswand zerschellt. Der 27 Jahre alte Copilot wird verdächtigt, seinen Kollegen aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine mit voller Absicht in die Katastrophe gesteuert zu haben. Nach Erkenntnissen der Ermittler war er vor Jahren suizidgefährdet und für den Unglückstag eigentlich krankgeschrieben.

Die französischen Ermittler gehen nach Angaben aus Paris auch möglichen "Systemfehlern" nach. Die Luftfahrtermittlungsbehörde BEA teilte am Dienstag mit, dass insbesondere das Schließsystem der Cockpit-Türen näher untersucht werden solle. Dabei gehe es auch um die "Abläufe beim Eintritt und beim Verlassen des Cockpits". Die BEA verwies zudem ausdrücklich darauf, dass die Kriterien und Abläufe zum "Erkennen bestimmter psychologischer Profile" unter die Lupe genommen werden sollten.

Straße zum Absturzort fertig

Der Absturzort des Germanwings-Airbus in den französischen Alpen kann seit Dienstag über eine neu gebaute Straße erreicht werden. "Wir arbeiten schneller, länger und wir bringen mehr Proben zurück", berichtete die Polizei in dem Ort Seyne-Les-Alpes in der Nähe der schwer zugänglichen Absturzstelle an einer Felswand. Bisher mussten Ermittler und Hochgebirgspolizisten entweder per Hubschrauber an den Unglücksort gebracht werden oder nach einer Fahrt über eine holprige Piste zu Fuß noch rund eine halbe Stunde gehen.

Zwei Hubschrauber kreisten über dem Absturzgebiet, um nach Trümmern auch außerhalb der derzeitigen Suchzone Ausschau zu halten. Zwei deutsche Hubschrauber der Bundeswehr wurden im Laufe des Tages zur Unterstützung der Arbeiten erwartet. Bisher haben die Ermittler "mehr als 4000 Teile" von der Unglücksstelle zurückgebracht, wie die Polizei weiter mitteilte. Die Experten sollten ihre Arbeiten bis zum 8. April abschließen, danach solle eine von der Lufthansa bezahlte Privatfirma den Absturzort reinigen.

Für den Nachmittag (15 Uhr) war eine Pressekonferenz des Departements in Seyne-les-Alpes geplant. Lufthansa-Chef Carsten Spohr will am Mittwoch mit Hinterbliebenen im Betreuungszentrum in Marseille zusammenkommen.

Identität von 78 Insassen geklärt

Die Identifizierung der Opfer könne mindestens zwei bis vier Monate dauern, sagte der Leiter des zuständigen Kriminalinstituts, Francois Daoust, in Pontoise bei Paris - mit ungewissem Ausgang. "Wir können nicht versprechen, dass alle Opfer identifiziert werden können", sagte er. Die Maschine sei mit großer Geschwindigkeit aufgeprallt. Am Dienstag war die Identität von 78 Insassen der Maschine klar.

Die Erkenntnisse über die psychischen Probleme des Copiloten Andreas Lubitz haben in Deutschland eine Diskussion über die Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht für sensible Berufe ausgelöst. Zwar teilte die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mit, in jüngster Zeit sei ihm weder Selbst- noch Fremdgefährdung attestiert worden. Es habe jedoch bis zuletzt "weitere Arztbesuche mit Krankschreibungen" gegeben. Seinem Arbeitgeber legte der 27-Jährige diese nicht vor.

(APA/dpa/AFP)

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