Brasilien: Proteste nach Polizeieinsatz mit Todesfolge

Members of the NGO Rio de Paz (Rio of Peace) attend the symbolic funeral of 10-year-old boy Eduardo de Jesus, who died last week during a shootout between policemen and drug dealers in Alemao slums complex, during a protest in Copacabana
Members of the NGO Rio de Paz (Rio of Peace) attend the symbolic funeral of 10-year-old boy Eduardo de Jesus, who died last week during a shootout between policemen and drug dealers in Alemao slums complex, during a protest in Copacabana(c) REUTERS (RICARDO MORAES)
  • Drucken

In einer Favela Rio de Janeiros starb ein Zehnjähriger bei Schusswechsel.

Rio de Janeiro/Wien. Nach dem Tod eines zehnjährigen Buben bei einem Polizeieinsatz in einem Elendsviertel der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro will der Gouverneur des gleichnamigen Bundesstaats mehr Sicherheitskräfte in die Favela schicken. Luiz Fernando Pezao sagte am Sonntag im Fernsehsender Globo, der Stadtteil Alemao werde „wieder besetzt“ werden. Die Proteste gegen die Polizeigewalt gingen indes weiter.

Die Befriedung der Favelas steht im Zusammenhang mit der in Rio ausgetragenen Fußballweltmeisterschaft 2014 und den Olympischen Spielen im kommenden Jahr. Gouverneur Pezao sagte, bei der Besetzung seien diesmal keine Soldaten vorgesehen. Im Jahr 2010 hatten Armee und Polizei bereits einmal das Viertel eingenommen.

Dutzende Aktivisten der Organisation Rio de Paz zogen am Sonntag zur Strandpromenade von Copacabana und trugen symbolisch einen weißen Sarg im Sand zu Grabe. Damit erinnerten sie an die Tötung des zehnjährigen Eduardo de Jesus Ferreira bei einem Polizeieinsatz in der Favela am vergangenen Donnerstag. Eduardo starb nach Angaben der Polizei bei einem Schusswechsel mit Rauschgifthändlern. Seine Eltern sprachen hingegen von gezielter Tötung.

Schon einige Kinder getötet

Die Demonstranten hielten Schilder mit den Namen von 18Kindern in den Händen. Diese waren von 2007 bis 2015 bei Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Drogenbanden in den Armutsvierteln von Rio getötet worden.

Der Gründer von Rio de Paz, Antonio Carlos Costa, sprach von einem „Weckruf“ für die brasilianische Bevölkerung. Die Hauptursache für den gewaltsamen Tod so vieler junger Menschen sei die „Kluft zwischen Arm und Reich“. In den vergangenen Tagen hatte es wegen des jüngsten tödlichen Vorfalls Proteste gegeben. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.