Mallorca wird wieder anständig - und boomt

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Auf der Insel hat der 2014 ernsthaft begonnene Kampf gegen wüsten Sauf- und Sextourismus Erfolg. Die Sitten wurden strenger, die Hotels besser, die Insel boomt gewaltig.

Die Liegestühle an der Playa de Palma, Mallorcas bekanntestem Strand, stehen schon in Reih und Glied. Daneben ein Wald aus Sonnenschirmen, deren Strohdächer nach der Winterpause erneuert wurden. Tische und Stühle warten einladend auf den Schankterrassen der Promenade, die den fast fünf Kilometer langen Sandstreifen an der südlichen Küste säumt. Und der Wetterbericht verheißt frühlingshafte Temperaturen auf der wohl berühmtesten Ferieninsel Europas.

„Die Aussichten sind gut“, sagt José Ramón Bauzá, der Regierungschef der Balearischen Inseln, zu denen neben Mallorca auch noch Ibiza, Menorca und Formentera gehören. Und zwar gut in jeder Hinsicht: Mallorca boomt wie noch nie, viele Hotels waren sogar schon über Ostern ausgebucht. Und die Insel, welche 2014 bereits mit 9,7 Millionen Feriengästen aus allen Nähten platzte, erwartet für das laufende Jahr wieder einen neuen Urlauberrekord. Kein Wunder, dass sich die Hoteliers die Hände reiben und ausgesprochen heiterer Stimmung sind. Viele von ihnen haben mit millionenschweren Investitionen ihre Herbergen in den letzten Monaten aufgerüstet. Sie nutzten die traditionell eher flaue Wintersaison, um etliche ihrer Drei-Sterne-Häuser in Vier-Sterne-Paläste zu verwandeln.

Sittenvorschriften und mehr Polizei

Die Branche will zunehmend mit mehr Qualität punkten und so gegen den härtesten Mallorca-Konkurrenten – die Türkei – die Nase vorn haben. Zur Qualitätsoffensive gehört nicht nur die Verschönerung der Hotels, sondern auch der Kampf gegen den Schmuddeltourismus, welcher Mallorca immer wieder Negativschlagzeilen beschert. Deswegen beginnt die Polizei nun auch über Ostern wieder an der Promenade des Ballermann-Strandes Playa de Palma, die unerwünschten und verbotenen Sangria-Eimer einzukassieren.

Unschöner Sauf- und Sextourismus, welcher bisher regelmäßig zu skandalösen Exzessen führte, wird seit vergangenem Jahr mit Sittengesetzen und verstärkter Polizeipräsenz bekämpft. Und die Feriengäste bedanken sich für diesen Feldzug der guten Urlaubsmanieren, indem sie in immer größerer Zahl anreisen.

Den Anfang beim Aufräumen machte die Playa de Palma, welche überwiegend von deutschsprachigen Touristen bevölkert ist. Nach den guten Erfahrungen zieht dieses Jahr die britische Party-Hochburg Magaluf nach, welche zur westlich Palmas liegenden Gemeinde Calvià gehört.

Zieht euch an!

Zu den Anstandsregeln gehört übrigens auch, dass es seit 2014 in der Inselhauptstadt Palma untersagt ist, nur im Bikini oder in Badehose und ohne Oberbekleidung abseits der Promenaden bummeln zu gehen. Auch wenn die meisten Besucher auf der Suche nach Sonne, Strand, Meer und grenzenlosem Urlaubsvergnügen hierher in die Wärme kommen, sei der Proteststurm gegen das „Bikini-Verbot“ und andere Benimmnormen der „Verordnung für zivilisiertes Verhalten“ ausgeblieben, zeigt sich Palmas Tourismus-Stadtrat Álvaro Gijón erfreut: „Die Touristen verstehen das völlig.“

Die Buchungszahlen scheinen Palmas obersten Saubermann zu bestätigen: Der Hotelverband erwartet in diesem Jahr „die beste Saison“ der Geschichte auf der Insel, auf der die deutschen Urlauber übrigens schon fast die Hälfte aller ausländischen Feriengäste ausmachen; gefolgt von den Briten, die das zweitstärkste Urlauberheer stellen.

Spanische Urlauber müssen sich auf der spanischen Insel indes fast einsam fühlen: Mit etwas mehr als zehn Prozent der Mallorca-Touristen sind sie hier so etwas wie eine Minderheit im eigenen Land.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2015)

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