Riesenrauferei zu frühmorgendlicher Stunde im Badeort Renesse nahe Rotterdam. 75 Deutsche verhaftet, Polizisten schwer verletzt.
Den Haag. Zu einer Massenschlägerei sozusagen im Cinemascope-Format ist es im niederländischen Badeort Renesse an der Nordwestküste gekommen: Dabei gerieten mehr als 100 Lokalbesucher aus Deutschland und den Niederlanden aneinander, einheimische Wirte und Türsteher mischten mit, und als die Polizei eingriff, fassten auch noch zahlreiche Beamte Prügel aus. Am Ende wurden nicht weniger als 75 deutsche Touristen festgenommen.
Das kleine Renesse (rund 1600 Bewohner) liegt südwestlich von Rotterdam auf der Insel Schouwen-Duiveland vor der Küste der Provinz Zeeland unweit der Grenze zu Belgien im Mündungsbereich des Rheins (Waal). Renesse ist vor allem bei Jugendlichen ein beliebter Partyort. Die Schlägerei war in den frühen Morgenstunden des Sonntags ausgebrochen, Alkohol spielte keine unwesentliche Rolle. Unklar ist weiter, warum es dazu kam. Einige Zeugen gaben an, die deutschen Touristen seien zu einer Junggesellenparty nach Renesse gekommen, die irgendwie eskaliert sei; andere behaupten, die Deutschen seien randalierende Fußballfans gewesen, weil sie alle einheitlich blaue T-Shirts trugen.
Die Polizei hat die Bevölkerung dazu aufgefordert, ihr Videoaufnahmen von der Massenschlägerei zur Verfügung zu stellen. Sie vermutet, dass es viele davon geben könnte, die mit Smartphones gemacht wurden.
Bierflasche zerbrach auf Polizistenkopf
Zwei Polizisten wurden erheblich verletzt. Einer der Deutschen hatte eine Bierflasche auf dem Kopf eines Beamten zertrümmert, er erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. Insgesamt sechs Polizisten haben gegen die Deutschen Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. 61 Deutsche wurden bis Sonntagabend freigelassen, 14 sind noch in U-Haft. Vermutlich werden sie wegen Verstoßes gegen die öffentliche Ordnung, Widerstands gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung angeklagt. (htz)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2015)