Weltbank-Opfer: Vertrieben, vergewaltigt, beraubt

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Zigtausende Menschen sind zwangsumgesiedelt und ihrer Lebensgrundlage beraubt worden, um von der Weltbank finanzierte Projekte durchzusetzen, kritisiert eine internationale Journalistenorganisation.

Washington/München. Die Weltbank hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Armen zu helfen und sie zu schützen. Doch in der Praxis ist oft das Gegenteil der Fall, wie Recherchen des Internationalen Konsortiums für Investigative Journalisten (ICIJ) ergeben haben. Mindestens 3,4 Millionen Menschen seien in den vergangenen zehn Jahren Opfer von Weltbank-Projekten geworden, berichtete am Donnerstag das Journalistennetzwerk, dem Medien aus 65 Ländern angehören. Zehntausende seien aus ihren Häusern oder von ihrem Land vertrieben worden und hätten damit ihre Lebensgrundlage verloren. „Es gibt durch von der Weltbank und ihren Töchtern unterstützte Projekte Zwangsumsiedlungen, Landraub, Mord“, bilanziert etwa die „Süddeutsche Zeitung“, die an den Recherchen beteiligt war. Und: „Wahrscheinlich sind sogar viel mehr betroffen, da die Weltbank bei vielen Projekten überhaupt keine Zahlen hat.“

Ausgewertet wurden 972 Projekte der Institution seit 2004. Konkrete Beispiele: In der Metropole Lagos in Nigeria finanzierte die Weltbank ein Stadtentwicklungsprojekt. Im Slum Baida East wurden dafür hunderte Häuser niedergewalzt. Rund 9000 Menschen wurden so gewaltsam vertrieben – ohne eine Vorwarnung. Der Förderungsbetrag: 200 Millionen Dollar.

In Äthiopien unterstützte die Weltbank ein Gesundheits- und Bildungsprojekt für das Volk der Anuak. Umfang: zwei Milliarden Dollar. Eine Prüfung ergab, dass es eine „operative Verbindung“ der Gelder mit der gewaltsamen Vertreibung von zwei Millionen Anuak gibt, so die „Süddeutsche“. Die Menschen seien geschlagen, vergewaltigt und ermordet worden.

In Reaktion auf die Recherchen gab die Weltbank zu, schwere Fehler gemacht zu haben. Viele Projekte seien schlecht oder überhaupt nicht dokumentiert worden. Man werde sich bessern. (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2015)

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