Nepal: Nach dem Beben drohen Epidemien

Polizei und Rettungskräfte durchkämmen die Trümmer
Polizei und Rettungskräfte durchkämmen die TrümmerREUTERS
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Die Versorgung mit Trinkwasser ist ausgefallen, der Regen verschlimmert die Lage noch zusätzlich. Ganz besonders gefährdet sind Kinder.

Nach dem schweren Erdbeben in Nepal mit mehr als 3700 Toten "droht nun der Ausbruch von Epidemien", warnt Felix Neuhaus, der Koordinator der Arbeiterwohlfahrt International (AWO) in Kathmandu, im Deutschlandfunk. Die Trinkwasserversorgung sei ausgefallen und Regen verschlimmere die Lage.

"Die Krankenhäuser sind komplett überlastet", sagte Neuhaus. Auf den Straßen herrsche allgemeines Chaos, besonders schlimm sei die Situation in den Dörfern, "wo bis zu 100 Prozent der gesamten Bausubstanz zusammengefallen ist", erklärte der Nothilfekoordinator.

"Die Situation in Kathmandu ist fatal", sagte der Länderreferent bei Caritas international, Peter Seidel, im ZDF-"Morgenmagazin": "Die medizinische Versorgung in Nepal ist schon in normalen Zeiten sehr schlecht, auf dem Land in vielen Regionen praktisch inexistent." Umso schwieriger werde es jetzt, medizinische Nothilfe zu bekommen.

Kinder ganz besonders gefährdet

Ganz besonders gefährdet seien Kinder, warnt das UN-Kinderhilfswerks Unicef besonders:  "Selbst diejenigen, die nicht selbst verletzt sind, stehen jetzt vor der Situation, dass zum Beispiel die Wasserversorgung nicht funktioniert", sagte Unicef-Sprecher Rudi Tarneden am Montag der dpa in Berlin. "Hygiene ist ein großes Problem." Es drohten Krankheiten.

Insbesondere Kinder aus ärmeren Familien hätten Probleme, sich zu schützen und sich mit Lebensmitteln zu versorgen. "Es gibt die Gefahr, dass es zu einer schleichenden Katastrophe nach diesem dramatischen Ereignis kommt", sagte Tarneden. Die Gefahr bestehe nun, "dass die Not sich weiter verschärft und noch mehr Kinder ins Elend fallen". Die Unicef kümmert sich nach Tarnedens Angaben im Auftrag der nepalesischen Regierung darum, besonders Kinder mit Wasser, Nahrung, Schutzutensilien und Medikamenten zu versorgen.

Nothilfekoordinator Neuhaus kritisierte, dass es bisher "keine Unterstützung von staatlichen Akteuren" gebe. Auch die Hilfsarbeiten liefen bisher "relativ unkoordiniert". Den Überlebenden machten in der Nacht starke Regenfälle zu schaffen. Viele Bewohner der Region leben in Zeltstädten, da sie sich aus Angst vor Nachbeben nicht in ihre Häuser zurücktrauen.

Spendenkonten für Nepal-Hilfe

  • Österreichisches Rotes Kreuz: Kennwort "Erdbeben Nepal", IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144; BIC: GIBAATWWXXX
  • Jugend Eine Welt: KW "Nothilfe Nepal", Raiffeisen Landesbank Tirol IBAN: AT66 3600 0000 0002 4000; BIC/SWIFT: RZTIAT22
  • PHASE Austria: Kennwort "Nepal", IBAN: AT08 2011 1287 6388 9200; BIC: GIBAATWW
  • Dreikönigsaktion: KW "Erdbebenhilfe Nepal",
    PSK, IBAN: AT23 6000 0000 9300 0330
  • Caritas: KW "Erdbeben Nepal", PSK, IBAN: AT926000000007700004; BIC: OPSKATWW
  • World Vision Österreich: KW "Nepal", Erste Bank,
    IBAN: AT22 2011 1800 8008 1800; BIC/Swift: GIBAATWW

Die Organisationen weisen darauf hin, dass Spenden in Österreich steuerlich absetzbar sind.

Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben im Himalaya finden die Helfer weiter zahlreiche Tote. Allein in Nepal kamen nach Regierungsangaben vom Montag mindestens 3.326 Menschen ums Leben. Für die Rettungs- und Hilfsarbeiten würden alle verfügbaren Kräfte eingesetzt. Das Militär erklärte, 90 Prozent aller nepalesischen Soldaten seien im Einsatz.

In Indien starben bei dem gewaltigen Beben 62, in China mindestens 20 Menschen. Unterdessen erschütterten weitere Nachbeben die Erde im Katastrophengebiet.

Zahlreiche Staaten und Organisationen entsandten Helfer. Der einzige internationale Flughafen Nepals war zwar am Montag geöffnet, doch konnten viele Flugzeuge nicht landen und zogen stundenlang Kreise.

Urlauber ausfliegen

Das Tourismusministerium versicherte, ein Fokus der Hilfskräfte sei es auch, die festsitzenden Urlauber in Sicherheit zu bringen. Allein aus dem Basislager am Mount Everest seien 82 Menschen ausgeflogen worden, sagte Suresh Man Shrestha vom Ministerium. Dort waren mindestens 19 Bergsteiger und Helfer in einer Lawine gestorben. Dutzende sitzen noch am höchsten Berg der Welt fest.

Die Europäische Kommission versprach Nepal drei Millionen Euro Soforthilfe. Das Geld solle zusätzlich zu den Hilfen der einzelnen Mitgliedstaaten und zur Entsendung von Zivilschutzexperten in die Erdbebenregion fließen, erklärte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides. Am dringendsten würden medizinische Helferteams und Nothilfe-Lieferungen benötigt.

Einwohner suchen alleine Überlebende

Die Asiatische Entwicklungsbank sicherte 200 Millionen Dollar (rund 183 Millionen Euro) an Unterstützung zu. Für Zelte, Medikamente und Trinkwasser sollen kurzfristig 3 Millionen Dollar Soforthilfe bereitgestellt werden.

Das Erdbeben der Stärke 7,8 war die stärkste Erschütterung des Bodens in Nepal seit mehr als 80 Jahren. Das Epizentrum lag etwa 80 Kilometer nordwestlich von Kathmandu.

(APA)

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