Habeler: "Verwerflich noch auf den Everest zu gehen"

Ein Bild aus dem zerstörten Basislager am Mount Everest.
Ein Bild aus dem zerstörten Basislager am Mount Everest.(c) APA/EPA/AZIM AFIF
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Der Bergsteigerprofi sieht eine Zwei-Klassen-Rettungsaktion in Nepal: "Es trifft immer die Ärmsten der Armen".

Nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal ist am Montag am Mount Everest die Rettung der festsitzenden Bergsteiger in den Höhencamps auf der Südseite angelaufen. "Angesichts der Tragödie ist es moralisch äußerst verwerflich, jetzt noch auf den Gipfel zu gehen", sagte der Tiroler Bergsteiger Peter Habeler im Gespräch mit der Austria Presse Agentur.

Jene Bergsteiger, die sich noch im Gebiet befinden würden, sollten "schauen, dass sie ebenso wie die Sherpas gesund nach Hause kommen", meinte der Bergsteigerprofi, der 1978 gemeinsam mit Reinhold Messner erstmals den Mount Everest ohne Sauerstoffgerät bestieg. Habeler rechnete damit, dass die Bergung der Opfer im Himalaya noch "Tage bis Wochen" dauern werde. Dennoch seien die Bergsteiger in einer "besseren Lage als die normale Bevölkerung", sagte der Zillertaler.

"Die anderen schauen durch die Finger"

Messner hatte am Montag in einem Interview mit dem deutschen Radiosender hr-Info eine "Zwei-Klassen-Rettung" angeprangert. Das kritisierte auch Habeler. Mit Hubschraubern evakuiert würden "sicher jene Leute, wo die Agenturen wissen, dass sie auch Geld dafür bekommen. Die anderen schauen durch die Finger." Die einfache Bevölkerung zu retten, "ist leider Gottes nicht so interessant wie jene, die in den Bergen hocken", sagte Habeler. Am schlimmsten hätte es jene Plätze getroffen, wo die meisten Menschen sind. Zuerst müsse man daher den Nepalesen helfen.

Große Probleme gebe es in den "vielen Dörfern mit einfachen Hütten". "Das ist nicht Japan, wo man erdbebensicher gebaut hat, viele Behausungen wurden mit Ziegel errichtet", sagte Habeler. "Es ist ein völliges Chaos. Ein großes Problem ist die Wasserversorgung in den Städten", sagte der Extrembergsteiger. "Das Wasser geht aus, es gibt nichts mehr zu Essen, die Infrastruktur ist zerstört."

Die Situation nach dem Erdbeben sei "schlicht und einfach verheerend". "Es trifft immer die Ärmsten der Armen", sagte der Tiroler. Es müsse befürchtet werden, dass es in den Dörfern im Kathmandutal viel mehr Tote gibt, als bisher bekannt.

(APA)

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