USA: Hohe Geschwindigkeit offenbar Grund für Zugsunglück

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Der Zug sei doppelt so schnell wie erlaubt in eine Kurve gerast, bevor er entgleiste. Bei dem Unglück kamen sieben Menschen ums Leben.

Das schwere Zugsunglück mit sieben Toten und mehr als 200 Verletzten nahe der US-Millionenstadt Philadelphia ist offenbar auf stark überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB bestätigte am Mittwoch, dass der Zug mit mehr als 160 km/h in eine Kurve gerast sei - doppelt so schnell, wie erlaubt. Unterdessen wurden neue Informationen zum Zugführer bekannt.

Die NTSB schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, der Amtrak-Zug 188 sei nach dem vorläufigen Untersuchungsergebnis mit mehr als 160 Kilometern pro Stunde in die Kurve gefahren, bevor er entgleiste. Erlaubt waren an der Stelle lediglich 80 Kilometer pro Stunde. Die Behörde beruft sich bei ihren ersten Erkenntnissen zum Teil auf den Datenschreiber des Zuges.

Zugführer betätigte Notbremse

Kurz vor dem Unglück betätigte der Zugführer die Notbremse. Als der Zug am Dienstagabend auf dem Weg von Washington nach New York viel zu schnell unterwegs gewesen sei, habe es eine "volle Anwendung der Notbremse" durch den Fahrer gegeben, sagte Robert Sumwalt von der NTSB. Dadurch sei die Geschwindigkeit des Zuges aber lediglich von 106 auf 102 Meilen pro Stunde reduziert worden.

"Es dauert eine lange Zeit und Strecke, einen Zug abzubremsen", sagte der Ermittler. Er hob hervor, dass ein System zur Geschwindigkeitskontrolle der Amtrak-Züge auf dem Streckenabschnitt des Unglücks noch nicht in Betrieb sei. "Wir denken, dass wenn ein solches System in dem Abschnitt installiert gewesen wäre, der Unfall nicht geschehen wäre", fügte der Experte hinzu. Die Ermittler wollen für die Untersuchung des Unglücks noch etwa eine Woche vor Ort bleiben.

Zugführe: Keine Erinnerung an Unfall

Bei dem Zugführer handelt es sich US-Medienberichten zufolge um einen 32-Jährigen aus New York. Nach Angaben seines Anwalts hat er keinerlei Erinnerung an den Unfall. Er erinnere sich nur daran, den Zug bis zum Unglücksort gesteuert zu haben und später "herumgewirbelt" worden zu sein, sagte der Anwalt Robert Goggin dem Sender ABC News. Der 32-Jährige habe dann sein Handy gefunden und den Notruf gewählt.

Der Zugführer erlitt seinem Anwalt zufolge eine Gehirnerschütterung und eine Kopfwunde, die genäht werden musste. Außerdem sei er an den Beinen verletzt worden. Der 32-Jährige habe keine Erklärung, wie es zu dem Unglück habe kommen können. Laut ABC wurde ihm eine Blutprobe entnommen, zudem habe er sein Handy abgegeben. Er kooperiere mit den Behörden, hieß es.

An Bord des Zuges waren der Passagier- und Crewliste zufolge 243 Menschen. Mehr als 200 wurden verletzt, sieben Menschen starben. Über den Verbleib mehrerer Menschen gibt es aber nach Behördenangaben noch Unklarheit, da viele Opfer den Unglücksort verwirrt und blutend verlassen hätten. Die Betroffenen wurden aufgefordert, sich beim Zugbetreiber Amtrak zu melden.

Zeugen hatten nach dem Unglück von Panik und chaotischen Szenen berichtet. Als sich die Waggons überschlugen, flogen Passagiere und Gepäck durcheinander, Sitze wurden aus der Verankerung gerissen. Ein Waggon wurde komplett zerquetscht, Räder lagen verstreut entlang der Gleise. Der Bahnverkehr auf dem vielbefahrenen Streckenabschnitt zwischen Philadelphia und New York wurde wegen des Unglücks vorerst eingestellt.

(APA/AFP)

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