Bericht: Ermittlungen gegen Venezuelas zweitmächtigsten Mann

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Regierungs- und Armeekreise sollen angeblich am Kokainhandel beteiligt sein. Parlamentspräsident Cabello könnte "der Kopf des Kartells" sein.

Wegen großangelegten Kokainschmuggels ermitteln US-Behörden angeblich gegen Venezuelas zweitmächtigsten Mann Diosdado Cabello und andere hochrangige Vertreter von Regierung und Armee. Laut einem Bericht der US-Zeitung "Wall Street Journal" haben Ermittler der US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA und Staatsanwälte der Bundesbehörden in New York und Miami Hinweise von früheren Drogenhändlern erhalten. Auch Informanten mit engen Verbindungen zu Regierungsvertretern in Caracas und Deserteure der venezolanischen Armee stützten den Verdacht.

Der venezolanische Parlamentspräsident Cabello gilt als Venezuelas mächtigster Mann nach Staatschef Nicolás Maduro. "Es gibt umfassende Beweise, dass er einer der Köpfe, wenn nicht der Kopf des Kartells ist", zitierte die Zeitung einen nicht namentlich genannten Vertreter des US-Justizministeriums. Cabello sei "sicherlich ein Hauptziel" der Ermittlungen. Ein US-Vertreter warnte dem Bericht zufolge, die Reaktionen Venezuelas auf die bereits vor Jahren eingeleiteten US-Ermittlungen würden "verheerend" sein.

Anzeige erstattet

Cabello hatte vergangene Woche Anzeige gegen Mitarbeiter von drei venezolanischen Medien erstattet, die über die Drogen-Vorwürfe berichtet hatten. "Sie beschuldigen mich ohne jeden Beweis, ein Drogenhändler zu sein, und nun bin ich der böse Bub", wurde Cabello von Staatsmedien zitiert. "Ich fühle mich beleidigt und keiner von denen hat sich wenigstens entschuldigt."

Die spanische Zeitung "ABC" hatte im Jänner von Ermittlungen der US-Behörden gegen Cabello berichtet. Gegen Staatschef Maduro wird laut "Wall Street Journal" nicht ermittelt, dafür aber unter anderem gegen Ex-Innenminister Tarek El Aissami, den ehemaligen Chef des Militärgeheimdienstes, Hugo Carvajal sowie Cabellos Bruder, Industrieminister José David Cabello. Auch gegen den Chef der Nationalgarde, Nestor Reverol, laufen laut "WSJ" Ermittlungen. Die US-Behörden schätzen dem Bericht zufolge, dass 2013 rund 131 Tonnen Kokain durch Venezuela geschmuggelt wurden. Dies entspreche etwa der Hälfte des im Nachbarland Kolumbien hergestellten Kokains.

In Venezuela wird der Kokain-Rohstoff Koka nicht angebaut. Laut "WSJ" ist der Drogenhandel in Venezuela in den vergangenen Jahren allerdings explodiert. Kolumbianische Drogenkartelle verlegten ihre Aktivitäten in das Nachbarland, weil in Kolumbien eine von den USA finanzierte Offensive gegen den Drogenhandel geführt wird. Nach US-Schätzungen wird fast ein Drittel der Kokain-Produktion anderer Andenstaaten durch Venezuela geschleust.

Dem ölreichen Venezuela setzt der drastisch gefallene Ölpreis massiv zu. Die Beziehungen des sozialistischen Landes zu den USA sind äußerst angespannt.

(APA/AFP/dpa)

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