Keine Überlebenden nach Schiffsunglück am Jangtse

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Selten gab es eine solche Schiffskatastrophe in China. 442 Passagiere des Touristenschiffes "Stern des Orients" dürften ums Leben gekommen sein.

Nach der schlimmsten Schiffskatastrophe in China seit Jahrzehnten ist die Zahl der Toten am Samstag auf 396 gestiegen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf die Behörden. Überlebende wurden nicht mehr entdeckt. Aller Voraussicht nach sind 442 der 456 Menschen an Bord des Touristenschiffes "Stern des Orients" ums Leben gekommen.

Das 2200 Tonnen schwere Schiff war am Montagabend bei Jianli in der zentralchinesischen Provinz Hubei im Sturm auf dem Jangtse gekentert. Nur 14 Menschen überlebten. Unter den Opfern waren meist ältere Touristen, die auf einer elftägigen Tour waren. Verwandte der Passagiere wurden gebeten, Blutproben abzugeben, um die Identifizierung der Leichen zu erleichtern.

Am Donnerstag kamen die Einsatzkräfte zu dem Schluss, dass niemand mehr überlebt haben dürfte. So entschieden sie sich, das Schiff aufzurichten, um die Bergung zu erleichtern. "Es war eine schwierige Aufgabe", sagte Xu Chengguang, Sprecher des Transportministeriums. "So bestand die Gefahr, dass die Stahlseile reißen." Ein großes Netz wurde um das Wrack gelegt, um bei dem zweistündigen Drehmanöver zu verhindern, dass die Strömung die Leichen wegtreibt.

Tornado als Ursache für Kentern?

Die Ermittlungen zur Ursache des Unglücks laufen. "Viele Fragen bleiben unbeantwortet", stellte Chinas Staatsfernsehen fest. Der Kapitän, der wie der Chefingenieur überlebte, hatte von einem Tornado gesprochen, der das vierstöckige Schiff in Schieflage und "in ein bis zwei Minuten" zum Kentern gebracht habe. Der chinesische Präsident Xi Jinping verlangte eine gründliche Aufklärung der Ursache.

Wegen des schlechten Wetters hatten mindestens zwei andere Schiffe in der Gegend gestoppt und waren vor Anker gegangen. Der "Stern des Orients" dagegen war trotz des Sturms weitergefahren.

Die Behörden verfolgten in den Tagen nach dem Unglück eine restriktive Informationspolitik: Alle Medien wurden angewiesen, nur den Staatssender CCTV und die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua als Quelle zu nutzen. Der Zugang zur Unglücksstelle wurde blockiert, ausländische und einheimische Journalisten durften lediglich an einer von den Behörden organisierten Erkundigungstour per Boot teilnehmen. Aufnahmen von der Bergung von Opfern gibt es kaum, stattdessen zeigen die Medien unablässig Bilder von Ministerpräsident Li Keqiang, wie er sich der Tragödie vor Ort persönlich annimmt.

(APA/dpa)

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